Kundenberater / Systemberater (m/w/d) Prozessorganisation Labor – LIMS
NEXUS AGBerlin
NEXUS AGBerlin
Hochschule Trier - Studienstandort BirkenfeldNeubrücke
Technische und angewandte Biologie Jobs und Stellenangebote
Es gibt Berufe, bei denen klingt schon der Name nach Laborstaub und weißen Kitteln. Technische und angewandte Biologie ist so einer – zumindest auf den ersten Blick. Bevor ich in diesen Bereich eingestiegen bin, hatte ich auch das Bild von ewig gleichen Versuchsreihen vor Augen, Pipettieren bis zum Karpaltunnelsyndrom, dazu ein Bisschen Mikroskopieren, Toben im Safety-Schrank – und ansonsten die Hoffnung, dass am Ende irgendeine Auswertung herauskommt, die nicht im Daten-Nirwana verschwindet. Tja, die Realität schlägt sich dann oft mit ironischem Grinsen in den Alltag. Wer hier arbeitet, braucht mehr als bloße Laborroutine: Es sind die Schnittstellen, die zählen – zwischen biowissenschaftlichem Denken, technischem Equipment und ganz viel Kommunizieren zwischen den Disziplinen. Wer ein Händchen für Praxis und dennoch den Hang zum Detail hat, landet hier nicht zufällig, sondern meist, weil etwas Eigenes reizt: die Lust, Naturwissenschaften anfassbar zu machen.
Jeden Tag rein in’s Labor, raus mit neuen (oder manchmal herzlich frustrierenden) Ergebnissen? Weit gefehlt. Die Bandbreite an Arbeitgebern in diesem Bereich gleicht einer biologischen Artenvielfalt: Von kleinen Start-ups, die an nachhaltigen Verpackungen tüfteln, über internationale Pharma-Riesen bis zur Lebensmittelindustrie oder Umweltüberwachung – irgendwo findet jede:r sein Reagenzglas. In der Praxis verquicken sich grundlegende Aufgaben: Analytik, Versuchsdurchführung, Methodenentwicklung, Qualitätssicherung, Dokumentation – und nie zu unterschätzen, dieser systematische Papierkrieg.
Was viele unterschätzen: Das Technische, das „Angewandte“, ist keine Randnotiz. Da steht man plötzlich zwischen sterilen Fermentern, wartet physiologische Prozesse, verkabelt Sensorik, diskutiert mit Technikern über die Tücken der Prozesssteuerung. Von draußen betrachtet wirkt das vielleicht unspektakulär. Von drinnen betrachtet: ein täglicher Tanz auf dem Grat zwischen kontrollierter Biologie und Maschinentechnik. Und ganz nebenbei – selten läuft ein Tag so, wie man ihn sich morgens vorgestellt hat. Mal zickt das Bakterium, mal der Kollege, mal die Essigsäurepumpe. Routine ist eine Illusion, und genau darin lag für mich am Anfang der größte Reiz.
Wer in der Technischen und angewandten Biologie Fuß fassen will, dem wird schnell klar: Der klassische „gerade Lebenslauf“ ist hier eher Sammlerstück als Regelfall. Die Mischung aus biologisch-chemischem Grundwissen, technischem Verständnis, Umgang mit Mess- und Steuerungstechnik – das verlangen die meisten Arbeitgeber. Aber: Niemand erwartet, dass alles schon aus dem Studium oder der Ausbildung vorgekaut wurde.
In meinen ersten Monaten als Berufseinsteiger hatte ich manchmal das Gefühl, man könnte auch als Allround-Handwerker ankommen. Technische Versiertheit? Unverzichtbar. Stichwort Troubleshooting – also das feine Gefühl, wenn wieder mal ein Gerät „piept“ und sich partout nicht erklären will, warum. Verständnis für biologische Prozesse lässt sich oft nicht stumpf nach Protokoll abarbeiten. Es braucht Pragmatismus, Hartnäckigkeit und ab und zu eine Portion experimentelle Neugier. Wer Kommunikationsunlust oder Abneigung gegen Bestandsaufnahmen pflegt, wird dagegen kein Freund dieses Berufsfelds. Ansonsten gilt (leider selten offen ausgesprochen): Ungewöhnliche Lebensläufe, fachliche Umwege oder Fähigkeiten aus anderen Branchen sind hier oft mehr wert als glattgebügelte Notenspiegel.
Jetzt mal ehrlich: Viele steigen mit Illusionen in die Technische und angewandte Biologie ein, dass sich mit Interesse für Naturwissenschaften gleich der Geldspeicher füllt. Die Realität? Naja. Das Gehalt hängt wie eine launische Wetterlage von mehreren Faktoren ab: Standort, Branche, Abschluss, Verantwortungsbereich – und oft einfach davon, wie gut man verhandelt. In großen Pharma- oder Biotechunternehmen kann man respektable, teilweise fast schon industriell geprägte Gehälter erzielen – vor allem, wenn Prozessüberwachung, Validierung oder Leitung ins Spiel kommen. Meine Erfahrung: In eher klassischen Laborumfeldern oder bei kleinen Mittelständlern fällt die Vergütung oft zurückhaltender aus, irgendwo zwischen „okay“ und „müsste eigentlich mehr sein“.
Regional sind die Unterschiede spürbar. Süddeutschland, die großen Metropolen oder bestimmte Innovationscluster zahlen spürbar besser, während Randregionen oder öffentliche Träger meist mit dem kleinen Besteck hantieren. Für Berufseinsteiger heißt das – und ich sage das ohne Zynismus – oft erstmal Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, Verantwortung schrittweise zu übernehmen. Das hat etwas von einem Staffellauf: Wer am Anfang Geduld zeigt, kann später mit Spezialkenntnissen, Projektverantwortung oder Wechselbereitschaft Gehaltsstufen erklimmen, die durchaus konkurrenzfähig sind. Ob das ein Trost ist? Kommt drauf an, wie groß die eigene Leidenschaft ist – oder die monatlichen Fixkosten.
„Fachkräftemangel!“ ruft die Branche – und das nicht nur in Sonntagsreden auf Kongressen. Tatsächlich gibt es einen stetigen Bedarf an Leuten, die Schnittstellen verstehen: zwischen angewandter Biologie, Technik, Produktion, Qualitätssicherung. Automaten bedienen? Sicher, aber ideal ist es, wenn jemand versteht, was im Tank oder in der Petrischale wirklich passiert. Berufseinsteiger müssen allerdings Geduld mitbringen, gerade bei heiß begehrten Arbeitgebern oder innovativen Start-ups. Absagen kommen, manchmal in Serie, weil zu viel Spezialisierung gewünscht wird oder gerade „Erfahrung im GMP-Umfeld“ fehlt. Nicht entmutigen lassen! Immerhin schätzen viele Personaler mittlerweile das breite Grundwissen und die Bereitschaft zu Weiterbildungen mehr als den x-ten Fortbildungsschein.
Wer den Quereinstieg wagt, etwa aus dem technischen Bereich, mit Zusatzqualifikation im Labor – hat meiner Erfahrung nach oft sogar bessere Karten als so manch klassische Uniabsolvent:in. Die Digitalisierung wirbelt die Arbeitsfelder eh schon kräftig durch, und mit ein bisschen Fingerspitzengefühl für neue Software oder Automatisierung wächst das Profil ganz von selbst mit. Ein Rest Unsicherheit bleibt trotzdem – aber wann war das im Wandel je anders?
Der gesellschaftliche Trend zu Nachhaltigkeit und technischem Fortschritt mischt den Arbeitsalltag gehörig auf. Umweltmonitoring, Lebensmittelprüfung, Bioprozesstechnik – alles wird digitaler, vernetzter, analytischer. Viele Berufseinsteiger unterschätzen, wie weitreichend der Wandel schon ist: Wer an manuelle Arbeitsabläufe denkt, wird schnell von automatisierten Analysesystemen, LIMS, Remote-Überwachung oder KI-gestützter Prozesssteuerung überholt. Klingt futuristisch? Ist vielerorts längst Alltag, oft sogar in kleinen Unternehmen, die früher noch handschriftliche Protokolle gepflegt haben.
Work-Life-Balance? Hängt stark vom Arbeitgeber und Einsatzgebiet ab. Schichtdienste sind in der industriellen Produktion Realität, Notfallbereitschaft bei technischen Pannen lässt sich nicht immer weglabern. Wer aber auf flexible Modelle setzt – etwa im Bereich Umwelt, Analytik oder Forschung –, findet auch Teilzeitmodelle oder Homeoffice-Nischen. Der Druck nach Diversität, Vereinbarkeit und neuen Rollenbildern sorgt für Bewegung, auch wenn die traditionsreichen Biolabs noch nicht überall aus dem Dornröschenschlaf erwacht sind. Es bleibt dabei: Der Beruf bietet Herausforderungen, Gestaltungsräume – und manchmal genug Unsicherheit, dass Langeweile niemals Überhand gewinnt.
Vielleicht ist das die beste Zusammenfassung für alle, die im Bereich Technische und angewandte Biologie Fuß fassen wollen: Nicht alles ist Hochglanz und Pionierglück. Aber selten gibt’s woanders so viele Möglichkeiten, wissenschaftlichen Verstand, Technikaffinität und Pragmatismus auf diese Weise zu verknüpfen. Wer den Mut zur Nische hat, entdeckt hier seine eigene Berufsgattung – im ständigen Fluss, mit allen Ecken und Kanten. Und ja: Ab und zu wünsche ich mir weniger Papierkram. Aber dann piept wieder so ein Gerät. Und alles geht von vorne los.
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