Ausbildung Ergotherapeut (m/w/d)
Berufsfachschule für ErgotherapieDresden
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Kunst im Sozialen/Kunsttherapie Jobs und Stellenangebote
Wer sich heute auf den Pfad Richtung Kunst im Sozialen oder gar in Richtung Kunsttherapie wagt, der entscheidet sich selten nur für den Beruf – eher für eine Haltung, vielleicht sogar eine Lebensweise. Klingt pathetisch? Ist es manchmal auch. Aber mitten zwischen Pinsel, Papier und papierlosem Verwaltungskram entwickeln sich Geschichten, wie sie so wohl nur in diesem Schnittfeld entstehen. Und genau hier, an der Kreuzung von Kreativität und gesellschaftlicher Verantwortung, steigen immer mehr Menschen ein – Frischlinge genauso wie Umsteiger. Irgendwas zieht uns an. Vielleicht, weil man mit Kunst eben nicht nur Wände, sondern auch Herzen gestalten kann. Nur, was heißt das konkret für den beruflichen Alltag, für die eigenen Perspektiven und für das liebe Geld?
Achtung, wer hier glasklare Jobprofile erwartet, wird enttäuscht. Kunst im Sozialen – das kann heißen: Malen mit Senioren, Tonarbeit mit Jugendlichen, oder auch großformatige Kunstprojekte mit geflüchteten Menschen. Oft ohne klassischen Atelierduft, sondern im Gruppenraum, Klassenzimmer, Bauwagen oder auf der Parkbank. Die Grundspannung: Künstlerisches Arbeiten trifft auf soziale Prozesse, die mal sanft, mal rau sein können. In der Kunsttherapie wird das Ganze noch eine Spur therapeutischer. Aber ganz ehrlich – so richtig sauber trennen lässt sich das selten. Der Alltag ist – und das sag ich ohne Übertreibung – ein buntes Flickwerk aus Einzelgesprächen, Gruppenanleitung, Planung und Evaluation, Verwaltung, Netzwerkarbeit sowie, nicht zu vergessen, dem berühmten „Kaffeetrinken mit Klienten“, das oft mehr bewirkt als manche Intervention. Für viele eine willkommene Abwechslung, für andere manchmal eine Zumutung, vor allem wenn das systemische Chaos Überhand gewinnt.
Man könnte ja meinen: Hauptsache kreativ! Aber nein – meistens braucht’s mehr als Talent beim Aquarellieren oder Plastizieren. Der Weg führt heute meist über Hochschulen oder spezialisierte Institute, mit ordentlich Theorie im Gepäck. Klassische Zugänge: Bachlor/Master in Kunsttherapie, Sozialer Arbeit mit künstlerisch-kreativem Schwerpunkt oder manchmal auch Quereinstieg mit Zusatzqualifikationen, etwa nach einer Künstlerlaufbahn oder pädagogischen Ausbildung. Das Beste (oder Schlimmste, je nach Blickwinkel): Interdisziplinarität. Du bist nie nur Künstler, nie nur Sozialarbeiter – du bist irgendwie immer beides. Dazu kommen Soft Skills, für die es kein Zertifikat gibt: Frustrationstoleranz, Kommunikationsgeschick, Empathie in rauen Mengen. Wer ohne die Fähigkeit zur Selbstreflexion einsteigt, wird schnell merken, dass die eigenen Grenzen genauso Thema werden wie die der Klientinnen und Klienten. Ob das gut oder schlecht ist? Hängt davon ab, wie sehr du bereit bist, auch dich selbst immer wieder zur Projektionsfläche zu machen.
Jetzt mal Klartext, auch wenn es wehtut: Reich wird hier so gut wie niemand. Die Gehälter schwanken beachtlich – abhängig von Träger, Region und Vertragsart. Durchschnittlich? Kaum über Sozialarbeitsniveau. Im Osten noch etwas weniger als im Westen, Träger der öffentlichen Hand zahlen meist stabiler als freie Träger oder kleine Initiativen. Wer an Kliniken einsteigt, kann von Tarifverträgen profitieren – also halbwegs sichere Planung. Im freien Feld dagegen sind Honorare oft Verhandlungssache, mit allen Unwägbarkeiten und den typischen „Könnten Sie das nicht ehrenamtlich machen?“-Anfragen. Für viele bleibt das Geld immer die Achillesferse. Es gibt Kolleginnen, die nach Jahren immer noch keine Festanstellung finden, andererseits wachsen mit den Jahren auch die Chancen auf höher dotierte Stellen, Leitungsfunktionen oder spezialisierte Tätigkeiten. Immerhin, bei steigender Sensibilisierung für psychische Gesundheit und Inklusion wächst der Markt langsam, aber stetig. Nur: Wer Sicherheit sucht, muss sie sich basteln – mit Netzwerk, Zusatzqualis und, nicht zu unterschätzen, einem langen Atem.
Gibt es den klassischen Karriereweg? Kurz gesagt: Nein. Und ehrlich – das ist auch ein Vorteil, zumindest für Menschen mit Abneigung gegen Fließbandkarrieren. Wer gern ausprobiert, wird hier nicht das Nadelöhr der Hierarchie fürchten müssen, sondern eher das Dschungelcamp der Selbstorganisation. Es gibt Möglichkeiten: Weiterbildung in spezialisierten Methoden (zum Beispiel Kunst in der Traumatherapie), Fortbildungen in systemischer Arbeit, vielleicht auch der Sprung in die Projekterstellung, Konzeptarbeit oder gar in Lehre und Forschung. Die eigenen Schwerpunkte verschieben sich mit der Zeit fast von selbst – manchmal wächst das Interesse für bestimmte Zielgruppen, Regionen oder Formate und entwickelt eine ungeahnte Dynamik. Aber wehe, man verliert den Kontakt zur Praxis: Das Schlimmste, was passieren kann, ist das Abheben – das „Verkünstlern“ im luftleeren Raum, das niemandem dient, außer vielleicht dem eigenen Ego.
Wer in diesem Feld einsteigt, sollte sich an den eigenen Widersprüchen nicht stören. Da ist einerseits das Gefühl, wirklich gesellschaftlich etwas zu bewegen – die Momente, in denen jemand im Atelier plötzlich sichtbar wird, der sonst unsichtbar bleibt. Andererseits der Frust, wenn Projekte an Finanzierung und Bürokratie scheitern. Digitalisierung ist mittlerweile auch hier angekommen: Onlinetherapie-Formate, digitale Kunstprojekte und mehr Verwaltungs-Tools – aber Hand aufs Herz: Nicht jede:r findet das inspirierend. Das soziale System ringt mit Fachkräftemangel, steigenden Anforderungen und schmalen Budgets. Trotzdem – oder gerade deshalb – zieht die Arbeit Menschen an, die nach Sinn suchen, nicht nach schnellen Lösungen oder steilen Karrieren. Wer hier startet, baut auf Improvisationstalent, Leidenschaft für Zwischentöne und diese eigenwillige Freude am Chaos, die am Ende doch ziemlich nah an echtes Leben rankommt. Und manchmal, in ruhigen Minuten, stellt man sich trotzdem die Frage: Ist das alles Kunst, oder kann das weg? Die Antwort – klar – bleibt individuell. Aber wer Lust auf das Ungewisse hat, wird hier immer wieder Neues entdecken. Versprochen.
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