Humanmediziner als Honorar-Dozent für Logopädie & Phoniatrie w m d
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Dozent Logopädie Jobs und Stellenangebote
Die Vorstellung, Logopäd:innen auszubilden, hat für viele einen gewissen Glanz. Wissen weitergeben, die nächste Generation formen, vielleicht sogar eigene Ideale verankern. Gleichzeitig – es wäre naiv zu glauben, man marschiere da direkt ins methodische Schlaraffenland. Die Realität ist, vorsichtig gesagt, weniger wie am Reißbrett. Wer mit dem Gedanken spielt, den eigenen Fuß in diesen Berufsbereich zu setzen – sei es frisch von der Uni, als erfahrene Fachkraft auf dem Sprung oder aus der Therapie kommend mit Sehnsucht nach Veränderung – sollte besser einen nüchternen Blick riskieren. Genau das versuche ich hier: Kein Hochglanz, keine Angst – lieber ein paar staubige Details, die kitzeln.
Der Job als Dozent:in in der Logopädie oszilliert zwischen Rollen, die kaum gegensätzlicher sein könnten. Man braucht das Handwerkliche eines/r Praktikers/in, das Strukturierte eines Didaktikers und die Geduld eines Bergführers. Doch den Berufsalltag gibt’s nicht als stringentes Drehbuch. Mal bleibt man „Fachfrau für Aphasie“ – eine Stunde später jongliert man mit Studienblah über Lernpsychologie. Und zwischendrin? Viel Organisatorisches, ein bisschen Lehrplan-Auslegung und einige Überraschungen en passant: Fragerunden, die nicht enden wollen, Seminarteilnehmer, die bereits mehr Berufserfahrung mitbringen als man selbst. Na und? Willkommen im Leben.
Praktische Lehrtätigkeit erfolgt meist an Fachschulen, Hochschulen oder privaten Bildungseinrichtungen. Zwischen Frontalunterricht, Kleingruppenarbeit und – inzwischen recht regelmäßig – auch digitaler Lehre. Hybridformate, Videokonferenzen, Moodle und Konsorten – sie prägen inzwischen nicht nur den Stundenplan, sondern auch die Erwartungshaltung derer, die lernen wollen (und müssen). Wer als Berufseinsteiger hier antritt, spürt schnell: Die Tafel ist tot. Jetzt gibt’s Whiteboards, digitale Patientenfälle, Feedbackschleifen im Chat. Klingt modern – kann aber auch ganz schön überfordern. Zumindest, wenn man lieber dicke Lehrbücher blättert als sich mit Einschreibelisten in der Cloud quält. Die Reibung zwischen alten Routinen und neuen Möglichkeiten? Passiert, und zwar täglich.
Was muss man mitbringen? Klar, solide Fachkenntnis. Ohne das wird niemand in der Lehre glücklich. Aber Papier allein genügt nicht: Wer im Unterricht überzeugen will, braucht Fingerspitzengefühl. Die Fähigkeit, Theorie zu erklären, ohne dabei die Fallstricke des Alltags auszublenden. Ein Blick aus dem Fenster (auf die Schüler/innen) genügt oft, um zu erkennen, dass manche Fragen weniger nach eindeutigen Antworten, sondern eher nach Erfahrungswerten schreien. Vielleicht ist das der schwierigste Teil: Selbst komplexe Sachverhalte so zu präsentieren, dass sie nicht im Theorienebel versinken.
Hinzu kommt eine Prise Improvisationstalent. PowerPoint kann versagen, Technik spielt nicht immer mit – und Menschen eben auch nicht. Da braucht es Nerven wie Drahtseile, Frustrationstoleranz (ich meine: echte!), und die Bereitschaft, den eigenen Perfektionismus im Zweifel über Bord zu werfen. Wer sich situationsabhängig neu kalibrieren kann und dabei als Mensch erkennbar bleibt, gewinnt nicht immer sofort, aber langfristig das Vertrauen der Lernenden. Am Ende merken sie, ob Inhalte nur abgespult werden oder von jemandem kommen, der selbst gelitten, gelernt und auch mal gelacht hat.
Sprechen wir über Gehalt. Der Traum vom goldenen Boden in der Lehre – hartnäckig, aber meistens genau das: ein Traum. Das Grundgehalt für Dozent:innen in der Logopädie schwankt, und zwar weit mehr als in vielen anderen Fachrichtungen des Gesundheitswesens. An öffentlichen Schulen mag die Bezahlung solider ausfallen, für freiberufliche oder nebenberufliche Dozent:innen ist sie dagegen oft ein Balanceakt zwischen Projekten, Lehraufträgen und guten Nerven. Besser in Süddeutschland? Manchmal, aber eben auch nicht immer. Wer Wert auf Kontinuität und Sicherheit legt, findet im Angestelltenverhältnis mit Tarifbindung eher seine Nische. Aber die gibt‘s nicht überall und schon gar nicht grenzenlos.
Einstiegsgehälter? Eher bodenständig. Mit Lehrerfahrung und besonderen Zusatzqualifikationen sind Sprünge möglich, aber auch das – so ehrlich sollte man sein – ist eher Evolution als Revolution: kleine Schritte statt Quantensprünge. Dennoch zieht die neue Nachfrage nach qualifizierten Logopäd:innen Ausbildner:innen nach – vor allem, wenn ausgebildete Fachkräfte in den Kliniken und Praxen fehlen. Hier öffnet sich ein Zeitfenster für alle, die mutig sind und nicht auf „die perfekte Stelle“ warten.
Kommen wir zur Bilanz: Der Fachkräftebedarf schreit schon länger, auch im Bereich der Ausbildung. Verschärfte Zulassungsregeln, die Akademisierung des Berufs, neue Anforderungen an Interprofessionalität: All das sorgt für Bewegung – mit Vor- und Nachteilen. Einstiegshürden? Sie existieren, klar. Manchmal sind es formale Abschlüsse (Master, Praxisbezug, Lehrerfahrung), manchmal schlicht das fehlende Vitamin B. Die besten Chancen haben jene, die sich laufend fortbilden, digitale Kompetenzen mitbringen und den Mut nicht verlieren, auch mal gegen den Strom zu schwimmen (zumindest metaphorisch). Wer das nicht will oder kann, ist in einer klassischen Patientenbehandlung manchmal besser aufgehoben.
Regional bleibt der Markt ein Flickenteppich. In Ballungsräumen stehen die Chancen besser, aber auch der Konkurrenzdruck wächst. Auf dem Land locken manchmal stabilere Arbeitsverträge, allerdings mit weniger Netz und doppeltem Boden – Willkommensbonus inklusive, wenn man geringe Ansprüche an Urbanität stellt. Letztlich entscheidet oft das Bauchgefühl – ganz gleich, was die Jobbörsen an wohlklingenden Anzeigen versprechen.
Ich gestehe: Manchmal frage ich mich, warum Menschen sich das freiwillig antun. Unterrichtsvorbereitung am Wochenende, Unterrichtsausfälle, Diskussionen über Detailfragen – klingt nach Frustpotenzial, und das ist es auch. Und doch – da ist dieser Moment, wenn Studierende mit neuen Ideen glänzen, sich nichts gefallen lassen, kritische Fragen stellen. Dann blitzt das auf, wofür es sich lohnt. Nicht für das Gehalt vielleicht, aber für das Gefühl, Teil einer Entwicklung zu sein.
Was also tun, wenn man den Wechsel in den Dozentenbereich der Logopädie erwägt – den Sprung vom Patientenbett ins Klassenzimmer wagt? Keine falschen Erwartungen! Eher Neugier, Humor und die Bereitschaft, aus Fehlern zu wachsen. Wer wirklich gestalten will – und dabei bereit ist, die Komfortzone notfalls zu sprengen –, der wird im Idealfall nicht nur Wissen vermitteln, sondern Spuren hinterlassen. Klingt pathetisch? Mag sein. Aber anders kann ich es nach all den Jahren nicht zusammenfassen: Es bleibt ein Berufsfeld, in dem Lernende und Lehrende am Ende vor allem eines verbindet – die Lust am immer neuen Anfangen.
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