Laboringenieurin / Laboringenieur (m/w/d) im Bereich Umwelttechnologie und Verfahrenstechnik
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Diplom-Ingenieur - Verfahrenstechnik Jobs und Stellenangebote
Fangen wir mit einer Frage an, die selten gestellt wird, bevor der erste Vertrag auf dem Tisch liegt: Was erwarte ich eigentlich als Diplom-Ingenieur oder Diplom-Ingenieurin der Verfahrenstechnik? Wer glaubt, sich nach dem Abschluss in einer Welt aus sauberen Formeln, perfekten Anlagen und genialen Problemlösungen wiederzufinden, bekommt spätestens im ersten Jahr ein paar Schlaglöcher ab. Verfahrenstechnik, das ist nicht nur Rechnen und Konstruktion, sondern auch Staunen, Frustration, Tüftelei – und manchmal die Kunst, das große Ganze im täglichen Kleinklein nicht aus dem Blick zu verlieren.
An einem typischen Tag kann alles passieren: Laborversuche, Anlagenbegehungen, stundenlange Diskussionen mit der Schichtleitung oder der Kontrollblick auf Prozessleitsysteme. Es geht um Stoffströme, Wärmeübertragung und Reaktionskinetik, klar – aber unterschätzt bloß nicht das Zwischenmenschliche! Kommunikation wird zur wichtigsten Kompetenz, und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Das Fachliche bleibt das Fundament, doch gleichzeitig ist ein Gespür für Pragmatismus gefragt. Es muss nicht alles ideal sein, sondern ausreichend funktionieren – und das, möglichst wirtschaftlich und sicher.
Was viele unterschätzen: Prototypen, Pilotprojekte, Notmaßnahmen. Während des Studiums ist Vieles theoretisch. Im Berufsalltag aber tauchen laufend Situationen auf, in denen Standardlösungen an ihre Grenzen stoßen. Kurzum: Wer nicht improvisieren kann, schwimmt schnell im Prozessdschungel. Gut beraten ist, wer beim Berufseinstieg – und eigentlich immer – teamoffen agiert und keine Angst vor blöden Fragen hat. Die Exzellenz liegt nicht im Einzelkampf, sondern im kollektiven Ringen um Lösungen.
Der Arbeitsmarkt? Eine seltsame Mischung aus Boom und chronischer Lücke, je nachdem, wo man landet. Chemieparks, pharmazeutische Produktion, Anlagenbau, Energiewirtschaft oder die Lebensmittelbranche: Überall werden Verfahrenstechniker gebraucht – angeblich. Doch der Bedarf ist regional und branchenabhängig, und das gelegentlich auf irritierende Weise. Im Rhein-Neckar-Gebiet oder im Ruhrpott bekommt man schneller ein Angebot, als man „Dampfreformierung“ sagen kann. In strukturschwächeren Gegenden liegt der Arbeitsmarkt derweil in einer Art Dornröschenschlaf.
Wechselwillige haben gerade in Wachstumsfeldern wie Wasserstofftechnologie, Batterierecycling und nachhaltiger Prozessentwicklung gute Karten. Momentan wird in vielen Betrieben alles gesucht, was Energie- oder Rohstoffeffizienz beherrscht. Trotzdem gilt: Die klassischen Konzernprogramme gibt es immer seltener, der direkte Berufseinstieg ins Tagesgeschäft ist die Regel. Da muss man von Anfang an Präsenz zeigen, Durchhaltevermögen mitbringen und ein gewisses Repertoire an Fehlerkultur entwickeln – niemand erwartet, dass alles sofort gelingt.
Reden wir Tacheles: Die Gehälter sind, gerade im Vergleich zu vielen anderen Ingenieurberufen, nicht schlecht – aber auch nicht immer so glänzend wie bei Promi-Großkonzernen. Je nach Branche, Region und Unternehmensgröße streckt sich das Einstiegsgehalt von knapp unter 50.000 € bis um die 60.000 € brutto jährlich. In Süddeutschland, bei großen Chemieriesen oder im Öl- und Gassektor geht’s oft sogar darüber hinaus. Aber in kleinen Mittelständlern, vor allem bei Einstieg über Zeitarbeit, sieht das Bild etwas nüchterner aus. Komischen Zufall? Keineswegs. Kostenstrukturen, Tarifbindung und vor allem: die Art der Projekte entscheiden.
Mit Jahren der Erfahrung wachsen Verantwortung wie Gehaltsstufe – zumindest dann, wenn man bereit ist, nicht im stillen Kämmerlein zu verharren. Projektleitung, Anlagenverantwortung, Spezialistenrollen: Mit jedem Wechsel, mit jeder Weiterbildung steigen die Möglichkeiten, aber auch die Ansprüche an Flexibilität und Belastbarkeit. Wer offen für neue Standorte oder auch mal längere Auslandsprojekte ist, kann sich finanziell und fachlich deutlich nach vorne bewegen – und ja, ab einer bestimmten Stufe winken dann auch die begehrten Dienstwagen, wenn man darauf Wert legt.
Wer sich bewirbt, wird meist zuerst nach dem Studienabschluss und idealerweise ersten Praxiserfahrungen gefragt. Praxissemester, Abschlussarbeiten im Betrieb, vielleicht sogar eine Technikerzusatzqualifikation: All das sieht gut aus. Doch Papier allein reicht nicht. Erwartet wird ein ganzes Bündel aus Neugier, Lernbereitschaft und einem gewissen Händchen für Komplexität – denn Prozesse laufen selten linear wie im Lehrbuch.
Was ich oft beobachtet habe: Wer zuhören kann, Situationen souverän einschätzen und widersprüchliche Vorgaben zusammenführen kann, hat es leichter. Es hilft, das eigene Ego manchmal im Maschinenraum zu lassen und mit ruhigem Pragmatismus an Probleme heranzugehen. Stehvermögen und ein gewisser Hang zur Improvisation sind ebenfalls gefragt – die Theorie ist (zu) oft nur die halbe Wahrheit. Und, fast schon ein Mantra: Kommunikation! Die beste Lösung nützt nichts, wenn sie im Sitzungsraum niemand versteht.
Die Verfahrenstechnik steht, ähnlich wie andere Ingenieurdisziplinen, mitten in einem Wandel. Prozesse werden digitaler, Anlagen intelligenter – und immer öfter sind Environmental, Social & Governance (ESG) Themen nicht nur Add-on, sondern Pflichtprogramm. Klimaschutz, Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft: Wer heute einsteigt oder wechseln will, sollte nicht nur wissen, wie der Dampf durch die Leitung rauscht, sondern auch, wie Prozesse ganzheitlich nachhaltiger werden können.
So entsteht, bei aller Technikaffinität, ein Beruf mit gesellschaftlicher Relevanz. Das bringt neue Verantwortlichkeiten mit sich, aber eben auch Gestaltungsspielräume. Gerade Berufseinsteiger:innen und Quereinsteigende finden darin die Möglichkeit, klassische Industrie mit neuen Ideen herauszufordern. Klar, leicht ist das nicht. Aber langweilig? Ganz sicher nicht. Zwischen Transformationsdruck, knappen Ressourcen und dem täglichen Spagat zwischen MacGyver und Prozesspapst – genau da liegt der Reiz.
Mein Fazit? Man muss ein bisschen verrückt sein für diesen Beruf. Oder, sagen wir: resilient, neugierig und bereit, mehr als nur nach Schema F zu arbeiten. Verfahrenstechnik ist keine Traumfabrik. Aber wenn man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und gelegentlich auch im Trüben zu fischen, dann lohnt sich der Weg – und zwar nicht nur wegen des Gehalts. Viel Spaß beim Überqueren der nächsten Prozessgrenze!
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