Augenoptiker:in (m/w/d)
Pearle Österreich GmbHKlagenfurt Wörthersee, Villach, Innsbruck
Pearle Österreich GmbHKlagenfurt Wörthersee, Villach, Innsbruck
Augenoptiker Werkstatt Jobs und Stellenangebote
Wer jemals geglaubt hat, in der Werkstatt eines Augenoptikers ginge es nur um das Zusammenschrauben von Brillengestellen und das Einsetzen von Gläsern, den lade ich herzlich ein, ein paar Tage an meiner Seite zu verbringen. Es ist ein kleiner Kosmos, in dem Präzision, Geduld und Fingerfertigkeit aufeinandertreffen. Kein Tag ist wie der andere. Die Abläufe folgen zwar gewissen Routinen, aber die Überraschungen – sie lauern im Detail: Ein Scharnier, das sich sperrt, ein Kunststoffgestell, das bei zu hoher Hitze plötzlich bricht, Lasergravuren, die einen Millimeter zu tief geraten (und damit die Kundenbrille versauen). Und mittendrin stehst du. Mit Lupenbrille, Werkzeug und gelegentlich feuchten Händen – ja, Stress ist kein Fremdwort.
Mich hat anfangs überrascht, wie unterschiedlich Werkstätten arbeiten. Während es in kleinen Betrieben oft um komplette Eigenverantwortung geht (heißt: Du bist für die Kundenbrille ganz allein verantwortlich, von der Bestellung bis zur Endkontrolle), gibt es in Ketten eher spezialisierte Tätigkeiten. Dort schiebt man sich die Aufträge wie Glasperlenspiele gegenseitig zu: Kante polieren? Der eine. Schutzlack? Die andere. Feinschliff? Die nächste. Das macht es – zumindest am Anfang – leichter, sich einzugewöhnen. Aber ehrlich: Den „echten“ Reiz verspüre ich eher da, wo man mehrere Handgriffe lernen und selbst entscheiden muss. Wen nervt schon das ewige Einspannen derselben Gläser? Wahrscheinlich niemand, der geistig nebenbei schon die nächste Kaffeepause plant.
Nicht jeder, der in die Augenoptik einsteigt, hat den geraden Weg hinter sich. Klar, die meisten kommen klassisch über die Ausbildung zum Augenoptiker, das dauert in aller Regel drei Jahre. Was viele unterschätzen: Es braucht weit mehr als einen Hang zur Technik. Geduld, ein scharfes Auge für Details und diese gewisse Gründlichkeit – das sind Fähigkeiten, die sich mit keinem Zertifikat belegen lassen. Handwerkliches Geschick, logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen – okay, alles wichtig. Aber: Was oft zu kurz kommt, ist die Fähigkeit, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren.
Für Berufseinsteigerinnen und Wechsler: Erwartet nicht, dass eure Frustrationstoleranz von Tag eins an ausreicht. Schon das erste Mal, als ich eine neue Fassung so ruiniert habe, dass ein Neuanfang nötig war, wusste ich: Lernen im Beruf bedeutet, Fehler auszuhalten. Das ist kein Geheimnis, aber viele lernen es erst am eigenen Werkzeug. Und einen Tipp aus meiner Erfahrung: Wer sich schnell neues Wissen erschließen kann (sei es Umgang mit CNC-Schleifautomaten oder das Nachrüsten digitaler Technologien), bleibt im Wettrennen um die besten Werkstattstellen vorne dabei.
Und jetzt die unangenehme Wahrheit: Von großem Reichtum träumt in unserer Branche keiner. Aber Armut? Auch nicht. Das Einstiegsgehalt schwankt – je nach Bundesland, Unternehmensgröße, Filialkette oder inhabergeführtem Betrieb. Im Osten Deutschlands etwa sieht die Zahl am Monatsende oft deutlich bescheidener aus als in Hamburg, München oder Stuttgart. Dafür kann man dort für weniger Geld wohnen. Großstädte locken zwar mit einem Plus auf der Lohnabrechnung, das verpufft aber zu einem guten Teil gleich wieder in der Miete. Im Handwerk eben wie überall.
Was verdient man „im Schnitt“? Die berühmte Frage beim Bewerbungsgespräch. Manchmal wünschte ich, jemand würde endlich die Karten auf den Tisch legen. Bringen wir es auf den Punkt: Mit rund 2.000 € bis 2.300 € startet man oft ins Berufsleben, tarifgebunden manchmal etwas mehr, bei Spezialisten oder nach Meisterfortbildung natürlich noch ein gutes Stück darüber. Mit wachsender Erfahrung wächst zwar das Gehalt – aber der große Sprung kommt meist erst über Zusatzqualifikationen oder Leitungsposten. Wer allerdings ein wenig Ehrgeiz mitbringt und bereit ist, regelmäßig Fortbildungen und neue Geräte zu meistern, schafft sich eigene Nischen – etwa als Reparaturprofi, Werkstattleiter oder Experte für Spezialanfertigungen.
Eines muss man zugeben: Die Nachfrage nach guten Augenoptikern in der Werkstatt ist stabil – vielleicht nicht immer durch die Decke, aber solide. Der Fachkräftemangel ist real, auch wenn das Thema inflationär bemüht wird. Hand aufs Herz: Wer sauber arbeitet, seinen Laden im Griff hat und keine Scheu vor Weiterentwicklung zeigt, bekommt auch in Ballungsräumen oder Mittelstädten einen Fuß in die Tür. Ländliche Regionen? Etwas schwieriger, aber: Wer bereit ist umzuziehen, findet meist schneller einen Platz als erwartet.
Interessant, oder auch ein bisschen widersprüchlich: Während die Digitalisierung die Messplätze im Verkaufsraum längst erreicht hat (Tablets, KI-Sehtests, Online-Terminierung), bleibt der Werkstattbereich noch erstaunlich von Handarbeit geprägt. Natürlich, moderne CNC-Geräte nehmen dir das Fräsen und Schleifen ab – aber Feineinstellungen, Reparaturen und kreative Lösungen bei beschädigten Vintage-Fassungen brauchen den Menschen vor Ort. Digitalisierung? Gut und schön. Aber noch ersetzt kein Algorithmus das Fingerspitzengefühl einer erfahrenen Werkstattkraft.
Nicht jeder kommt mit wechselnden Rhythmen, Samstagsdiensten oder Saisonschwankungen klar. Im Weihnachtsgeschäft fällt schon mal die Pause flach; im Hochsommer dagegen schleicht die Zeit. Trotzdem: Die planbaren Arbeitszeiten, die Nähe zum Menschen und das sichtbare Ergebnis der eigenen Arbeit – eine zufriedene Kundin mit frisch reparierter Lieblingsbrille – machen vieles wett. Für Familienmenschen ist es vielleicht nicht immer die goldene Lösung, aber Schichtdienste wie in der Pflege bleiben einem meist erspart. Und die „harte Werkstattluft“? Mal ehrlich: Wer einen neuen Glanz im alten Gestell zaubert, weiß am Abend, was er geschafft hat. Das gibt’s nicht an jedem Arbeitsplatz.
Manchmal wünschte ich mir mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit – Augenoptiker, insbesondere die in der Werkstatt, werden selten gefeiert. Dabei sind wir die, die verhindern, dass beim nächsten Date ein Scharnier quietscht oder die Lieblingsfassung plötzlich schief sitzt. Gut, das klingt nach Understatement – aber manchmal sind es die kleinen Dinge, an denen man die Liebe zum Beruf erkennt.
Letztlich ist der Berufsweg alles andere als reine Routine. Wer sich für den Werkstattbereich entscheidet, bekommt eine Mischung aus Handwerk, Technik und dem Gefühl, konkret zu helfen. Es gibt langweilige Tage, ja, klar. Stressige sowieso. Aber selten das Gefühl, nichts Sinnvolles geschaffen zu haben. Für Berufseinsteiger und wechselwillige Fachkräfte gilt: Wer gern Probleme löst, keine Angst vor Fehlern hat und bereit ist, sich manchmal auch gegen das eigene Ego durchzusetzen, findet hier ein spannendes Feld. Das Gehalt? Reicht meist zum Leben – und mit Geschick (nein, das ist nicht nur ein Wortspiel) auch zum Aufstieg.
Ob ich den Weg wieder gehen würde? Wahrscheinlich schon. Aber vielleicht nicht jeden Tag so gelassen wie heute. So ist das eben, wenn Beruf und Berufung an einem Werktisch zusammenstoßen. Manchmal kracht es, meistens knistert’s – und ab und zu landet man bei einer Brille, die mehr als nur ein Hilfsmittel ist. Sondern ein kleines Kunstwerk. Und das macht den Unterschied.