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Irrgarten oder Karrierechance? – Mein Blick auf Regulatory Affairs DRA als Berufsfeld mit Ecken und Kanten
Regulatory Affairs, kurz DRA, klingt für Außenstehende nach Bürokratie deluxe, Papierwüsten und Gesetzen aus der Mottenkiste. Wer das denkt, liegt natürlich nicht ganz falsch – aber eben auch nicht richtig. Da steckt weit mehr dahinter. Ich muss gestehen: Vor meinem eigenen Einstieg hätte ich nie gedacht, wie facettenreich, anspruchsvoll und, ja, auch widersprüchlich dieser Bereich ist. Und dass er sich weiterentwickelt wie kaum ein anderer im Life-Science-Sektor. Aber der Reihe nach – ein Streifzug durch den Berufsalltag, wie ich ihn (und so manch andere) erlebt habe, mit allen Fragen, Unsicherheiten und der einen oder anderen sarkastischen Nebenbemerkung.
Was macht man eigentlich in Regulatory Affairs? Alltag jenseits der Antragsflut
Die Kurzfassung? Wir sorgen dafür, dass Arzneimittel, Medizinprodukte oder auch Kosmetika legal auf den Markt kommen – und dort bleiben. Aber diese „Kernformel“ ist so trocken wie ein leerer Wasserspender während der Submission-Phase. In Wahrheit ist Regulatory Affairs ein Grenzgang: Ein ständiges Pendeln zwischen Rechtsabteilungen, Behörden, Entwicklungsteams und Marketing – manchmal fühlt man sich wie der Lastenesel des Unternehmens, der für alles, was kompliziert ist, ein Ohr hinhalten muss.
Konkret? Anträge für Zulassungen ausarbeiten, Änderungen bei Behörden anmelden, Produktinformationen prüfen, internationale Regularien jonglieren und nebenbei im Team die Neuentwicklungen begleiten. Alles am Puls des Gesetzes – und oft gegen die Uhr. Wer Abwechslung sucht, wird sie bekommen. Allerdings wenig Routine – außer vielleicht, dass immer irgendetwas kurzfristig fehlt (eine Formalie, ein Zertifikat, ein korrekt datiertes Deckblatt). Und: Es gibt selten die eine „richtige“ Lösung. Der Interpretationsspielraum von Regularien ist beachtlich; manchmal fragt man sich, ob Behörden auf bewusst schwammige Formulierungen stehen. Ein rhetorischer Drahtseilakt.
Einsteigen? – Qualifikationen, Skills und diese gewisse Frustrationstoleranz
Regulatory Affairs ist kein Kinderspielplatz, aber auch kein Elitezirkel. Die Einstiegshürden liegen irgendwo zwischen mutig und ambitioniert. Ein naturwissenschaftliches Studium ist oft Pflicht – Chemie, Biologie, Pharmazie, auch Life Science Engineering. Und trotzdem: Das Uni-Diplom öffnet nicht jede Tür. Viel wichtiger ist, ob man sich in Paragraphen nicht verliert UND ein pragmatischer Problemlöser bleibt. Organisationsfähigkeit? Klar. Englisch? Unverzichtbar, schon allein wegen der internationalen Richtlinien. Ich behaupte: Wer Spaß daran hat, sich regelmäßig in neue Rechtsgrundlagen einzuarbeiten und einen kühlen Kopf bewahrt, wenn die Fristen brennen, hat schon gewonnen.
Was viele unterschätzen: Das Persönliche zählt enorm. Ein zuverlässiges „Nein“ aus Überzeugung – gegenüber Marketing oder Vertrieb – ist manchmal wichtiger als jede noch so gut gefaltete Tabelle im Dossier. Wer zwischen den Welten vermitteln kann, ohne diplomatisch unglaubwürdig zu werden, ist Gold wert. Andererseits: Trockene Kommunikation, eine gewisse Zähigkeit und die Frustrationstoleranz einer Blechdose sind keine Schande. Im Gegenteil: Hier ist Zähigkeit kein Nachteil, sondern produziert überhaupt erst nachhaltige Karrieren.
Gehalt: Zwischen Mondversprechen und regionalen Realitäten
Jetzt das Thema Geld. Und hier wird es spannend, manchmal auch unbequem ehrlich. Die Gehaltsvorstellungen bewegen sich zwischen „deutlich über dem Branchendurchschnitt“ und „na ja, so schlecht ist es auch nicht“. Die Wahrheit? Es hängt davon ab. Einstiegsgehälter in Regulatory Affairs variieren stark – ein Job in München, Frankfurt oder Düsseldorf kommt oft mit sattem Plus gegenüber ländlichen Regionen. Pharmaindustrie zahlt in der Regel mehr als ein kleiner Medizinprodukte-Hersteller in Ostwestfalen.
Als Berufseinsteiger liegt das Einstiegsgehalt meist im Bereich zwischen 45.000 € und 60.000 €, wobei Spiegeleier selten exakt gleich gebraten werden – sprich: Es gibt Ausreißer. In Konzernen wachsen die Gehälter schneller, regionale Mittelständler können seltener mithalten. Was interessant ist: Mit Erfahrung oder Nischen-Knowhow (Stichwort: Orphan Drugs oder internationale Submission-Strategien) gibt es schnell Gehaltssprünge. Der Preis? Mehr Verantwortung, mehr Druck und weniger Zeit für Mittagspausen mit echten Gesprächen. Manche Neulinge sind überrascht, wie wenig „Big Pharma“ zahlt, wenn das Büro am Rande des Ruhrgebiets steht – andere freuen sich über umkämpfte Benefits in der Hauptstadt: flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Dienstfahrrad. Regionalität und Unternehmensgröße – am Ende entscheidet oft nicht die Diplomnote, sondern der Kontext.
Arbeitsmarkt, Bewerben, Alltag: Chancen – und Stolpersteine, die keiner verrät
Wer sucht wen? Die Branche jammert regelmäßig über Fachkräftemangel, aber die Realität ist weniger simpel: Gesucht werden selten Generalistinnen, lieber ausgewiesene Spezialisten (Kennwort: EU-Zulassung, Medical Devices Regulation, eCTD Knowhow). Die Einstiegschancen stehen trotzdem gut – vorausgesetzt, Bewerber:innen haben Durchhaltevermögen und keine Angst vor Ungewissheit. Jobs im Regulatory Affairs wachsen, vor allem wegen globaler Regularien, Digitalisierung der Dokumentation und dem ständigen Wandel der Gesetzgebung.
Was ich verhindern möchte: Die romantische Vorstellung, ein Einstieg sei kinderleicht. Ohne relevante Praktika, Hospitationen oder spezialisierte Weiterbildungen stoßen selbst engagierte Akademiker:innen gelegentlich an unsichtbare Wände aus „fehlender Berufserfahrung“. Bewerbungen gleichen manchmal einem Blindflug durch Begriffsdschungel. Immerhin: Wer dranzubleiben weiß, wird belohnt – Wechselwillige mit Branchenerfahrung oder Zusatzqualifikationen (z. B. Regulatory Intelligence, Projektleitung) erleben enorm große Sprünge, gerade weil der Markt dynamisch und hungrig bleibt. Netzwerke schlagen selbst das beste Motivationsschreiben.
Wohin entwickelt sich Regulatory Affairs? Zwischen Digitalisierung, Burnout-Bremse und Sinnsuche
Ein Punkt, der selten konkret benannt wird: Regulatory Affairs ist massiv im Wandel. Die Digitalisierung (Stichwort: elektronische Einreichungen und Cloud-Lösungen) schiebt Prozesse an, aber auch Frust – weil nicht jedes Unternehmen technisch mithält und weil Automatisierung oft neue Fehler schafft. Work-Life-Balance? Ist ein Balanceakt. Flexible Arbeitszeiten sind keine Seltenheit mehr und Homeoffice klingt nach Fortschritt, aber die Realität heißt: Fast immer bleibt die Deadline Mausklick-weit entfernt, und das private „Erholungskarussell“ dreht eher auf Sparflamme.
Was dennoch für Regulatory Affairs spricht: Die Sinnfrage ist seltener ein echtes Problem. Man arbeitet (meistens) daran, gesellschaftlich relevante Produkte auf den Markt zu bringen – Medikamente, Impfstoffe, medizinische Innovationen. Wer Sinn sucht, kann ihn hier finden – allerdings mit dem Wermutstropfen ständiger Revisionen und endloser E-Mails. Kein Spaziergang, aber genau das zieht viele an. Zwischen technischem Fortschritt, wachsender Teamdiversität und globalen Herausforderungen bleibt der Job alles, nur nicht statisch.
Fazit? Eher ein persönlicher Kompass
Eines wird oft vergessen: Regulatory Affairs ist kein Beruf, bei dem es um Eitelkeiten, schnelle Karrieresprünge oder markige Selbstdarstellung geht. Es braucht Leute mit Substanz, mit Lust auf Komplexität – mit Sinn für Pragmatismus, aber auch Idealismus. Wer das mitbringt und Regionalität wie Gehalt nicht zum Dogma macht, kann hier wachsen wie selten in anderen Berufen. Ist das alles immer einfach? Nein. Muss man manchmal schmunzeln, wenn wieder eine neue Verordnung zum nächsten Bürokratie-Marathon ruft? Ganz sicher. Aber genau das macht die Faszination dieses Felds aus. Für alle, die sich fragen: „Ist das was für mich?“ – Nur, wenn Sie bereit sind, sich auf das Abenteuer Bürokratie, Verantwortung und ständiges Lernen einzulassen. Alles andere wäre Etikettenschwindel.