Ausbildung Physiotherapeut (m/w/d) I in Vorbereitung
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Reittherapeut/in Jobs und Stellenangebote
Wer einmal erlebt hat, wie ein Kind auf dem Pferderücken plötzlich Worte findet, die es vorher nie auszusprechen wagte, der ahnt: Dieser Beruf ist mehr als eine bloße Schnittstelle aus Sozialarbeit und Pferdeliebe. Und wer mit dem Gedanken spielt, als Reittherapeut oder Reittherapeutin (endlich) den eigenen Platz zwischen Menschen und Tieren zu suchen, sollte das Funkeln in den Augen nicht mit rosaroter Brille verwechseln. Denn dieser Job – und das sage ich aus der Erfahrung vieler Gespräche mit Kolleg:innen und dem einen oder anderen eigenen Staubkorn in der Nase – fordert Rückenwind, Stehvermögen und eine Portion gesunden Fatalismus. Warum? Lesen Sie selbst.
Weder beginnt noch endet der Tag eines Reittherapeuten mit Therapiesitzungen. Vielleicht wäre das romantisch, realistisch ist es nicht. Es fängt an bei der akribischen Organisation: Termine planen, Dokumentation führen, auf individuelle Förderziele eingehen – und immer ein Ohr bei den Pferden, die eigene Ansichten zur Arbeitsmotivation haben. Dann die Sitzungen selbst: Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, junge Erwachsene mit Trauma-Historie, Senior:innen mit Bewegungseinschränkungen. Die Zielgruppen sind so bunt wie das Leben. Dazwischen? Pferde versorgen, Ausrüstung kontrollieren, auf tierische Launen reagieren. Es gibt Momente, da frage ich mich: Kaufmännisches Talent oder Pferdeversteher? Die Wahrheit – und die harte Schule der Praxis – verlangt beides. Wer mit Zahlen und Zeitmanagement auf Kriegsfuß steht, verliert schnell die Zügel aus der Hand.
Reittherapie ist kein Job für Einzelkämpfer ohne Kommunikationslust. Ein wenig Empathie ist Voraussetzung, aber ohne stabile Nerven hilft auch das beste Einfühlungsvermögen nicht, wenn ein 600-Kilo-Pferd heute beschließt, es sei ein wildes Zebra – oder der Klient die Lust verliert. Gefragt ist ein ungewöhnlicher Mix: solider Umgang mit Pferden, fundiertes Fachwissen über Psychologie, Pädagogik oder Rehabilitation, dazu der Wille, auch unbequeme Gespräche mit Eltern, Betreuern oder Ärzten zu führen. Klassische Zugangswege führen über (berufsbegleitende) Weiterbildungen mit Vorqualifikation in Sozial-, Heil- oder Pflegeberufen. Das klingt auf dem Papier praktisch – am Ende zählt aber die Frage: Wie lange hält meine Begeisterung auch an tröpfelnden Tagen im November?
Was viele träumen – von einem Leben für und mit Pferden – bricht spätestens dann ab, wenn die monatlichen Zahlen auf die harte Bank gedrückt werden. Realistisch? Einstiegsgehälter bewegen sich häufig eher auf bescheidenem Niveau. Selbstständige Reittherapeut:innen verdienen (ohne Subventionen, bei eigener Pferdehaltung) oft zwischen 20 und 50 € pro Einheit. Klingt anfangs attraktiv, dann rechnet man Stallmiete, Versicherung, Weiterbildung, Steuern und Arbeitsstunden gegen – und der Traum beginnt zu wackeln. In Angestelltenverhältnissen, etwa bei größeren sozialen Trägern, liegt das Einstiegsgehalt oft irgendwo zwischen 2.200 € und 2.800 € brutto. In Metropolregionen vielleicht etwas mehr, vor allem, wenn Zusatzqualifikationen im Spiel sind. Auf dem Land wiederum: viel Idealismus, wenig Bargeld, aber oft ein tragfähigeres Netzwerk. Es kommt vor, dass erfahrene Reittherapeut:innen mit Teilzeitanstellung und Nebentätigkeit auf ihr Auskommen bauen – oder ihren Wirkungskreis auf andere therapeutische Bereiche ausdehnen. Kein Job für Kontostand-Fetischisten. Wer die wehenden Wiesen des Reichtums sucht, sollte woanders galoppieren.
Positiv denken? Ja, aber nicht naiv. Reittherapie hat in den letzten Jahren einen Schub erlebt, nicht zuletzt, weil die Gesellschaft mehr auf individuelle Förderung als auf Schema F achtet. Was sich spürbar ändert: Viele Einrichtungen suchen mittlerweile Fachkräfte mit Zusatzqualifikationen. Die Kehrseite? Der Markt ist kleinteilig, Weiterbildungen teuer, staatliche Anerkennung ein Flickenteppich. Wer mehr will – etwa Leitung übernehmen, Angebote gezielt ausbauen oder in die Ausbildung einsteigen – muss etwas investieren: Geld, Zeit, vor allem persönlichen Atem. Beliebt sind interdisziplinäre Fortbildungen, etwa in tiergestützter Pädagogik, Traumatherapie oder Neurorehabilitation. Manchmal nervt, dass die Standards viel Interpretationsspielraum lassen. Aber – kleine Randnotiz – genau hier liegt auch eine Chance: Mit Profil und Spezialisierung lässt sich der eigene Marktwert oft deutlicher anheben als mit reiner Masse. Es bleibt eine Branche, in der Persönlichkeit fast mehr zählt als Papier.
Digitalisierung – wirklich relevant im Stall? Man mag lachen. Und doch: Online-Terminbuchung, digitale Dokumentation für Kostenträger, Videoanalysen für Fortbildung oder Begleitpersonen – das macht inzwischen den Unterschied, gerade bei jüngeren Klient:innen und modernen Praxiskonzepten. Offenbar verschlafen noch immer zu viele Höfe diesen Trend und verschenken Entwicklungspotenzial. Gleichzeitig steigen aber auch gesellschaftliche Erwartungen: Barrierefreiheit, Inklusion, Nachhaltigkeit (ja, selbst bei der Stallhygiene zählt inzwischen Umweltbewusstsein). Bleibt das Reittherapie-Angebot zu exklusiv oder altmodisch, verschwindet es ratzfatz von den Empfehlungslisten – da kann die persönliche Expertise noch so groß sein. Und trotzdem: Wer offen bleibt, Wandel annimmt und sich nicht als Don Quijote gegen den Zeitgeist verweigert, kann sich seinen Wirkungskreis gezielt aufbauen. Handbremse war gestern – jetzt wird, im besten Fall, offensiv geritten. Oder, wie eine Kollegin mal sagte: „Du kannst mit Pferden echt was bewegen. Aber das bedeutet auch, dass du selbst in Bewegung bleiben musst.“
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