Facharzt Augenheilkunde Pendelregion Göttingen (m/w/d) | Augenheilkunde mit Weitblick im Großraum Niedersachsen - RefNr. 29724
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Orthoptist/in Jobs und Stellenangebote
Es gibt Berufe, von denen wissen viele nicht einmal so genau, wie sie ausgesprochen werden. Orthoptist, Orthoptistin – man hört das Wort, stolpert kurz darüber. Irgendwas mit Augen. Und dann schweift der Blick schon wieder ab. Wer hier dennoch liest, weiß vermutlich schon ein bisschen mehr. Die Orthoptik – das ist kein Beruf, den man aus purer Laune ergreift. Die meisten, mit denen ich sprach, sind entweder über Umwege hineingerutscht oder haben sich schon in sehr jungen Jahren für dieses unscheinbare Spezialgebiet entschieden. Ein Fehler war das selten.
Wer gerne stur vor sich hinarbeitet, wird in der Orthoptik auf Dauer scheitern. Es mag nach handfester Technik klingen, nach medizinischer Routinetätigkeit. Aber – der Alltag ist alles andere als monoton. Man schwingt täglich zwischen Messinstrumenten, Gespräch, Erklärarbeit und, nicht selten, kleinen psychologischen Interventionen hin und her. Strabismus, Amblyopie, Gesichtsfeldausfälle – klar, das sind die klassischen Diagnosen. Doch wer glaubt, Orthoptist:innen arbeiteten immer sauber hinter Messschirmen versteckt, der irrt. Das Gespräch mit Kindern (Mutige kennen die „Piratenklappe“), nervösen Eltern oder älteren Menschen, deren Sehvermögen abnimmt, verlangt mehr als das schnöde Befolgen von Anleitungen. Geduld, Einfühlungsvermögen, und ein gewisses Talent fürs „Vorhersehen“, wann ein Geduldstief droht. Wer das unterschätzt, hat ein Problem. Die technische Seite tritt manchmal fast in den Hintergrund.
Soft Skills – ein echtes Unwort, ich weiß. Aber im orthoptischen Arbeitsalltag entscheidet sich vieles jenseits des fachlich Gelernten. Wer lieber allein arbeitet oder sich vor (manchmal aufbrausenden) Eltern fürchtet, für den bietet sich die Forschung oder eine rein administrative Laufbahn an – doch das ist hier die Ausnahme. Typischerweise finden sich Orthoptist:innen in Augenarztpraxen, Krankenhäusern oder speziellen Sehschulen ein – Orte, an denen der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht das nächstbeste Diagnosegerät. Wer zuhören kann, bringt schon viel mit; wer fein dosieren kann zwischen Mitgefühl und Abgrenzung, der hat einen klaren Vorteil. Meine These: In kaum einem anderen medizinischen Assistenzberuf wird eine solche Mischung aus Technikaffinität und Menschenkenntnis verlangt. Eine fast absurde Kombi? Vielleicht. Aber unverzichtbar.
Sprechen wir Klartext. Verdienst ist für viele das Zünglein an der Waage. Wer auf ein Gehalt wie in der IT oder bei Bankkaufleuten schielt, wird im ersten Moment enttäuscht. Die Einstiegsgehälter für Orthoptist:innen bewegen sich meist im mittleren medizinischen Angestelltenbereich – im Westen etwas mehr als im Osten, in Ballungszentren tendenziell höher als in ländlichen Regionen (wen wundert’s?). In kommunalen oder großen Krankenhäusern, wo nach Tarif gezahlt wird, kann man sich auf halbwegs verbindliche Steigerungen mit wachsender Berufserfahrung verlassen. Kleine Praxen, privat bezahlt – das schwankt, nach Standort, Arbeitgeberlaune und Verhandlungsgeschick. Aber: Wer einen Fuß in die Tür bekommt und sich qualifiziert, etwa durch Zusatzausbildungen im Bereich Low Vision oder Neuro-Orthoptik, kann mehr herausholen. Teilzeitarbeit und familienfreundliche Modelle? In vielen Bereichen durchaus möglich – das ist ein echter Pluspunkt und, ehrlich gesagt, ein unschlagbares Argument für manche von uns. Aber die goldene Milchstraße liegt nicht auf dem orthoptischen Honorartisch – das sollte niemand schönreden.
Man könnte meinen, die Automatisierung würde auch vor der Orthoptik keinen Halt machen. Und klar, Digitalisierung hält Einzug – sei es bei Terminmanagement, Dokumentation oder im Datenabgleich von Messergebnissen. Aber versuchen Sie mal, ein Kind mit angeborenem Schielen von einer App untersuchen zu lassen. Oder erklären Sie älteren Patienten, warum sie einen Sehtest am Touchscreen machen sollen (ich habe das probiert – unvergesslich). Kurzum: Die Nachfrage nach qualifizierten Orthoptist:innen steigt. Nicht überall gleich stark, zugegeben, in Metropolregionen mit vielen Augenärzten ist die Konkurrenz höher. In strukturschwächeren Gebieten suchen Kliniken und Praxen dagegen oftmals händeringend. Standortflexibilität, Bereitschaft zum Wechsel – all das hilft, eine passende Anstellung zu finden. Die Aussicht auf einen sicheren Job ist damit, zumindest mittelfristig, nicht schlecht. Vorausgesetzt, man bleibt agil und hält die eigenen Kompetenzen frisch.
Routine kann beruhigend sein, aber irgendwann kribbelt es bei vielen. Was dann? Weiterbilden, sagen manche; spezielle Sehtrainings, die Leitung einer Sehschule übernehmen, vielleicht in die Lehre gehen oder an Forschungsprojekten mitwirken. Die Möglichkeiten sind nicht unbegrenzt, aber – sie existieren. Gerade die Schnittstellen zu Neurologie, Kinderheilkunde oder Rehabilitation bieten Entwicklungsspielraum. Und, Hand aufs Herz: Wer nicht darauf wartet, dass Karrieremöglichkeiten herbeigetragen werden wie ein warmer Kaffee, sondern bereit ist, selber die Initiative zu ergreifen, dem stehen mehr Türen offen, als man denkt. Manchmal muss man sie allerdings erst suchen. Oder anklopfen.
Was viele unterschätzen: Das Leben als Orthoptist:in kann – mit Glück und gutem Arbeitgeber – erstaunlich familienfreundlich sein. Keine endlosen Nachtschichten, kaum Wochenendeinsätze, die meisten Patienten kommen zwischen 8 und 17 Uhr. Natürlich gibt es Stoßzeiten und stressige Tage, aber unterm Strich: eine vergleichsweise planbare Work-Life-Balance, die im Gesundheitssystem kein Regelfall ist. Das bringt Luft zum Atmen, und wer klug organisiert, schafft sich kleine Inseln im Alltag, die in anderen Berufen längst untergegangen sind.
Orthoptik ist kein Mainstream – und das ist gut so. Wer hereinkommt, sollte wissen, worauf er oder sie sich einlässt. Für Berufseinsteiger:innen gilt: Keine Angst vor Unbekanntem, aber auch kein zu rosiges Bild vom Alltag. Wer umsteigen will, sollte vor allem ehrlich zu sich sein: Passen die eigenen Stärken in dieses manchmal unsichtbare, doch hochspezialisierte Arbeitsfeld? Der Bedarf ist da, die Branche bewegt sich. Keiner wird garantiert reich, aber wenige werden wirklich arbeitslos. Am Ende bleibt: Ein Beruf, der Nischenwissen, Menschenkenntnis und technische Präzision wie wenige andere vereint. Unterschätzt? Vielleicht. Aber das war auch nicht immer ein Nachteil.
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