Laborleiter (m/w/d) Farb- und Lackbereich - Führe Innovation an
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Ingenieur/in - Farben, Lacke Jobs und Stellenangebote
Manchmal frage ich mich, ob die Welt wüsste, wie langweilig sie ohne uns Farbenmenschen wäre – schlicht, grau, vielleicht so aufregend wie ein Februar in Norddeutschland. Doch der Beruf „Ingenieur/in für Farben und Lacke“ ist mehr als bunte Spielerei und Deckkraft auf blanken Flächen. Wer diesen Weg einschlägt, landet in einem Umfeld, das Science-Fiction und Alltag, Labor und Industrie, Tradition und Innovation auf widersprüchliche, aber faszinierende Art verbindet. Übertrieben? Vielleicht – aber ich habe selten eine Branche erlebt, die so oft unterschätzt und gleichzeitig so unterschwellig alltagsprägend ist.
An einem Montagmorgen im Labor – das Licht leicht künstlich, der Geruch zwischen Lösungsmittel und Wissen. Plötzlich wabert diese Mischung aus Faszination und Pragmatismus durch den Kopf: Fehlt die Brillanz? Verläuft die Trocknung zu langsam? Die eigentliche Arbeit beginnt selten mit einem Aha-Erlebnis, öfter mit Akribie. In der Branche wird jongliert – mit Rezepturen, Anforderungen, kreativen Eingebungen und, nicht zu vergessen, Regularien. Besonders im industriellen Maßstab werden Lacke und Farben zu Hightech. Think: Autolackierungen, die nicht nur glänzen, sondern auch Steinschlag trotzen. Hauswände, die sich selbst reinigen. Folien, die unsichtbar Energie ernten. An solchen Tagen – wenn sich ein Laborversuch ins Werk überträgt – merkt man, wie die Grenzen zwischen klassischer Chemie, Verfahrenstechnik und Design verschwimmen.
Klar, ohne soliden Studienabschluss (Chemieingenieurwesen, Werkstofftechnik, vielleicht noch Umwelttechnik mit Schwerpunkt Polymerchemie) wird’s schwierig. Aber, ehrlich, Zertifikate allein sind nicht das Eintrittsticket. Wer denkt, dass auswendig gelernte Grenzwerte die Eintrittskarte ins bunte Paradies der Lacke sind, wird schnell eines Besseren belehrt. Wichtiger sind Neugier, Hartnäckigkeit und eine gewisse Frustrationstoleranz. Ich kann ein Lied davon singen: Kaum klappt das eine Mischungsverhältnis, setzt die neue Norm dem Ganzen die Krone auf – und alles beginnt von vorn. Kommunikationsfähigkeit sollte man auch nicht unterschätzen: Zwischen Labor, Produktion, Einkauf und Vertrieb zu vermitteln, ist keine Kleinigkeit. Und ja, Schnüffelnäse hilft – denn nicht jede Emission riecht nach Frühlingswiese.
Wer denkt, dass Farbeningenieur:innen händeringend gesucht werden, liegt nicht ganz falsch – aber im Detail steckt manchmal der Haken. Der Markt ist einer jener typischen Nischenmärkte, an denen der Fachkräftemangel wie ein Stock in der Tür steckt: Es gibt zu wenig, die wirklich passen – und gleichzeitig sind die Firmen kritisch bei der Auswahl. Ländliche Regionen, Chemiecluster oder große Industriestandorte bieten meist mehr Chancen als die hippe Großstadt. Typisch: Im Südwesten oder Ruhrgebiet stapeln sich Angebote, im sächsischen Umland sieht’s schon anders aus. Wer flexibel ist und bereit, unter der Oberfläche zu kratzen (im wahrsten Sinne), entdeckt versteckte Perlen – etwa mittelständische Spezialisten, die an Produkten tüfteln, die morgen schon Standard sein könnten. Ein flaues Gefühl bleibt manchmal trotzdem, weil sich die Konjunktur vor allem in der Bau- und Autoindustrie direkt auf den Stellenmarkt überträgt. Ob die Branche krisenfest ist? Sagen wir lieber: robust, aber wetterfühlig.
Nicht um den heißen Brei herumgeredet – die Gehaltsfrage packen viele mit Samthandschuhen an. Einstiegsgehälter sind vernünftig, aber selten spektakulär: Wer direkt aus dem Studium kommt, kann – je nach Region, Betriebsgröße und Branche – mit Summen zwischen mittleren dreissigtausend und Anfang vierzigtausend Euro pro Jahr rechnen. Chemische Industrie und Automobil bieten mehr, Farbenhandel und Hersteller von Speziallacken oft weniger. Aber was viele unterschätzen: Die Entwicklungsmöglichkeiten sind nicht trivial. Mit ein paar Jahren Erfahrung, dem Sprung in die Entwicklung oder Leitung winken schnell höhere fünfstellige bis sogar sechsstellige Einkünfte – allerdings nicht ohne Kompromisse (Überstunden, Verantwortung, Flexibilität …). Was bleibt, ist ein Gefälle: In Ostdeutschland und bei kleineren Betrieben ist weniger drin, während internationale Konzerne manchmal fast amerikanisch anmutende Boni aufrufen. Garantiert ist aber nichts – dafür menschelt es zu sehr im Mittelstand.
Jetzt schlägt die Stunde der großen Themen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Strukturwandel. Wer einsteigt, muss – und kann! – mehr als emissionsarme Farben anrühren oder VOC-Grenzwerte auswendig rezitieren. Ich habe den Eindruck, dass niemand dauerhaft bestehen wird, der die großen Trends ignoriert. Kreislaufwirtschaft? Biobasierte Bindemittel? Intelligente Oberflächen? Längst mehr als Buzzwords. Die Gretchenfrage: Greifen die neuen Technologien – oder verpuffen sie angesichts knapper Budgets und traditioneller Betriebsblinden? Vielleicht ein bisschen von beidem. Was viele vergessen: Auch der Mensch bleibt gefragt. Wer Projekte steuert, internationale Kund:innen betreut oder multikulturelle Teams leitet, wächst aus der Nische raus. Hier schlägt die Stunde der Querdenker – und derjenigen, die bereit sind, zwischendurch Spritzer auf dem weißen Kittel in Kauf zu nehmen.
Eines bleibt: Es ist kein Job für Farbfans allein. Die Mischung macht’s – Chemie, Technik, Kommunikation, manchmal auch Geduld, die an Selbstkasteiung grenzt. Wer nach reiner Planbarkeit sucht, wird mit Schwankungen leben lernen müssen. Und manchmal fragt man sich: Wäre es nicht netter (und ruhiger), ein Bürojob ohne Geruch, Färbeproben oder Last-Minute-Prüfprotokolle? Vielleicht. Aber dann fehlt was. Für alle, die nicht in Routinen versinken wollen und Flexibilität mit einer Prise Hartnäckigkeit mischen, bleibt der Einstieg als Farben- und Lackingenieur:in ein überraschend bunter, oft unberechenbarer, aber zutiefst befriedigender Berufsweg – mit Ecken, Kanten und gelegentlichen Glanzlichtern. Genau das, was das Berufsleben manchmal braucht: ein bisschen Farbe, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
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