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Ingenieur/in - Biotechnologie Jobs und Stellenangebote
Wie oft sitzt man da, weil das eigene Studium in Biotechnologie nun endlich hinter einem liegt, und fragt sich – ehrlich gesagt mehr als einmal –, wie denn jetzt wohl der Berufsalltag als Ingenieurin oder Ingenieur in dieser Branche aussieht? Ich erinnere mich an meine eigene Zeit als Berufseinsteiger: Voller Tatendrang, aber auch mit einer fast körperlichen Unsicherheit darüber, wie weit Theorie und Praxis tatsächlich auseinanderklaffen. Aus den Lehrbüchern kommt man mit sauber gezogenen Flussdiagrammen, im Arbeitsalltag stolpert man jedoch schon mal über eine defekte Pumpe – oder über einen Anweisungston, der irgendwo zwischen Motivationsplakat und Behörden-Deutsch rangiert.
Natürlich: Die meisten stellen sich Biotechnologie hochglänzend, fast schon futuristisch vor – so mit weißen Kitteln, sterilen Automaten, Wissenschaftssprache in Reinkultur. Klar, Teile davon gibt’s. Doch Biotechnologische Ingenieursarbeit ist in vielen Fällen bodenständiger – und manchmal auch bodenloser – als die Werbebroschüren es vermuten lassen: Laborarbeit, Prozessoptimierung, Validierung von Produkten, Schnittstellen zur Analytik, Meetings mit Produktionskollegen, Hygienemanagement. Und wehe, das Audit kündigt sich an! Zwischen Zellkultur und Batch-Protokoll bleibt wenig Luft für akademische Träumerei. Was viele unterschätzen: Der Job ist eine Mischung aus Präzision, Improvisation und gelegentlichem „Geradebiegen“. Manchmal wünschte ich, man hätte im Studium einen Kurs „Fehlerkultur und Krisenmanagement“ angeboten.
Hier wird es spannend, weil Nicht-Biotechnologen oft denken, man müsse ein Labor-Ass und gleichzeitig Maschinenbau-Ingenieur sein, um zu bestehen. Irrtum. Was tatsächlich gefragt ist? Neugier und Kenntnis moderner Methoden – ja, sicher. Aber noch viel wichtiger: die Fähigkeit, Prozesse ganzheitlich zu verstehen, vom Zellwachstum bis zur GMP-Dokumentation. Ohne ein ordentliches Grundverständnis für Qualitätssicherung und regulatorische Hintergründe wird’s eng. Und dann wäre da noch das berühmte „Kommunikationsgeschick“ – eine Floskel, die einem schon fast aus den Ohren kommt. Tatsächlich ist gerade Kommunikation (für viele überraschend genug) in der biotechnologischen Industrie der unterschätzte Dreh- und Angelpunkt: Wer erfolgreich Projekte vorantreiben will – oder auch einfach nur in Meetings nicht untergeht –, muss Brücken bauen können zwischen Forschung, Produktion und Management.
Anpassungsfähigkeit ist Gold wert. Die Branche ist nämlich gerade dabei, sich selbst neu zu erfinden – Digitalisierung, Automatisierung, die ganze KI-Sause in Labor und Produktion. Wer meint, nach dem Studium auch nur ansatzweise „fertig“ zu sein, hat sich geschnitten. Die Lernkurve bleibt steil, egal ob man in ein kleines Biotech-Startup oder zu einem der Pharmariesen geht. Und eines merkt man schnell: Kein noch so schlaues Gerät nimmt einem die Verantwortung ab, die richtigen Fragen zu stellen, wenn ein Bioprozess ins Schlingern gerät.
Klar, jetzt wird’s heikel. Das liebe Geld – man kommt nicht drum herum. Erwartet niemanden, der als Berufseinsteiger oder Quereinsteiger mit Goldsäcken überhäuft wird. Die Gehaltsspanne variiert enorm, abhängig von Region, Arbeitgeber und Größe des Unternehmens. Im Süden Deutschlands, bei einem Weltkonzern im Bereich Pharma oder Spezialchemie, können Berufsstarter durchaus solide einsteigen – sagen wir, irgendwo zwischen 45.000 € und 58.000 € brutto im Jahr. Im Projektmanagement, mit zusätzlicher Verantwortung oder in Nischenbereichen bei Medizintechnikherstellern, geht noch etwas mehr. In Ostdeutschland, im öffentlichen Dienst oder bei forschungsnahen Startups sieht die Sache anders aus. Da reicht die Spanne auch mal deutlich nach unten.
Branchenwechsel? Etwa aus der klassischen Chemie oder Medizin? Kommt häufiger vor, als man denkt. Aber aufgepasst: Wer auf das große Gehaltspolster schielt, wird manchmal auf dem Boden der Realität geerdet. Die Entwicklungsmöglichkeiten sind dafür ordentlich. Mit einigen Jahren Erfahrung, vielleicht einer Projektleitung oder gar dem Sprung in die Produktionsleitung, kann man sich erheblich verbessern – wobei die Gläserne Decke in Forschungsjobs bisweilen tiefer hängt als etwa im Management oder der angewandten Entwicklung. Bleibt man im Labor, sind die Sprünge kleiner, aber im Gegensatz zu vielen anderen Branchen ist die Langfristperspektive gar nicht schlecht – man wird gebraucht, und das zunehmend.
Woran orientiert man sich als Jobsuchende oder Wechselwilliger? Statistiken, Bauchgefühl oder – mein Favorit – Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus der Branche? Die Nachfrage nach biotechnologischen Ingenieurinnen und Ingenieuren ist insgesamt stabil, teils sogar steigend – je nachdem, wie agil man geistig und örtlich ist. Bioökonomie, nachhaltige Verfahrenstechnik, Zelltherapien: Wer sich nicht zu schade ist, seine Komfortzone zu dehnen, landet schnell bei ganz anderen Themen als denen, für die er (oder sie) angeblich „ausgebildet“ wurde. Und: Kleine Anbieter suchen manchmal händeringend nach Allroundern – große Konzerne nach Spezialist:innen, die zugleich bereit sind, sich in Teamstrukturen einzufügen. Nicht jeder Arbeitsplatz ist in Berlin oder München, aber auch nicht jeder möchte in die Provinz. Ich habe Leute erlebt, die den Sprung aufs Land am Ende nie bereut haben.
Nebenbei gesagt: Die Pandemie hat Spuren hinterlassen. Flexiblere Arbeitszeitmodelle und mobilere Organisationen sind keine Science-Fiction mehr – selbst in der Biotechnologie nicht. Aber: Home-Office bleibt die Ausnahme, sobald’s ums reale Reagenzglas geht. Das ist auch mal wohltuend bodenständig. Oder eben – je nach Blickwinkel – ärgerlich.
Man muss es deutlich sagen: Work-Life-Balance ist in der Biotechnologie ein ständig neu zu verhandelndes Thema. Produktionszyklen, Deadlines, Validierungstermine – selten lässt sich exakt prognostizieren, wann der Feierabend ruft oder ob nicht doch noch ein ungeplantes Problem wartet. Gerade wer in die Großen der Branche geht – Stichwort Pharmaindustrie – muss mit Rufbereitschaften und Wochenenddiensten rechnen, zumindest temporär. Aber keine Panik: Viele Unternehmen tun inzwischen deutlich mehr, um Fachkräfte zu halten – Betriebskindergärten, Zusatzurlaub, Jobrad oder dergleichen sind längst keine Kuriosität mehr.
Bleibt die größte Herausforderung: der innere Spagat zwischen Veränderungsbereitschaft und Sicherheitsbedürfnis. Karriere machen heißt fast immer auch: bereit sein, sich auf neue Technologien, Methoden und auch Teams einzulassen. Und doch: Gute, unabhängige Köpfe werden gesucht – nicht nur, weil sie Prozesse am Laufen halten, sondern weil die Branche an den Schnittstellen wächst: zwischen Wissenschaft, Internationalität, Ethik und zunehmend auch gesellschaftlicher Verantwortung. Wer das liebt (und manchmal auch ein bisschen aushält), findet in der Biotechnologie nicht nur einen Beruf, sondern eine Art Dauerexperiment. Mit offenem Ausgang, versteht sich.
Noch ein persönlicher Rat für alle, die den Sprung wagen: Lebensläufe werden gelesen, aber selten so genau, wie man glaubt. Viel wichtiger ist der Eindruck aus Praktika, Nebenjobs oder ehrenamtlichen Engagements – wer verstanden hat, wie Labor oder Produktion wirklich ticken, sticht hervor. Und keine Angst vor Lücken! Die Branche weiß, was Umwege wert sind. Manchmal landen gerade die Quereinsteigerinnen mit Biss und Pragmatismus auf den interessantesten Posten.
So bleibt unterm Strich: Ingenieurin oder Ingenieur in der Biotechnologie zu sein, bedeutet nicht, in einem Lehrbuch zu leben – sondern in einem Berufsfeld, das zu abwechslungsreich, zu widersprüchlich und zu dynamisch ist, um es auf eine glatte Formel zu bringen. Wer bereit ist, nicht alles zu wissen und trotzdem alles wissen zu wollen, ist hier wahrscheinlich richtig. Ob das jetzt Mut, Naivität oder professioneller Forschergeist ist – darüber dürfen wir streiten.
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