Leitender Oberarzt Psychiatrie und Psychotherapie oder Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie (m/w/d)
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Forensische/r Psychologe/Psychologin Jobs und Stellenangebote
Stellen wir uns das mal vor: Ein typischer Dienstagmorgen, aber die Kaffeetasse steht nicht im Büro – sondern irgendwo zwischen Aktenstapeln, Gutachtenentwürfen und Protokollen aus der Haft. Der Arbeitsplatz? Ein tristes Zimmer in einer Justizvollzugsanstalt, vielleicht auch das stille Beratungszimmer am Landgericht, oder gleich der Zeugenstand. Wer als forensische Psychologin oder forensischer Psychologe antritt, findet sich selten in den glänzenden Hochglanzbüros wieder, von denen die Uni manchmal schwärmt. Hier geht es ans Eingemachte. Das ist kein Beruf für zarte Gemüter – eher für klarsichtige Skeptiker, Realisten mit einer Prise Menschenfreundlichkeit. Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal begriffen habe, wie viel Schatten und Zwielicht zu dieser Arbeit gehört. Spätestens bei der Vorbereitung auf das erste Gutachten wird klar: Die Verantwortung ist groß. Hoch ist auch die Fallhöhe – moralisch, fachlich, manchmal auch existenziell.
Für Berufsanfängerinnen und Wechselwillige stellt sich oft die Frage: Wie fängt man an? Das Klischee vom „Profiler“ – vergessen Sie es direkt. Was zählt, ist weniger Bauchgefühl als solide Fachlichkeit: Ein abgeschlossenes Psychologiestudium, meist mit Master, dazu oft eine Approbation als Psychotherapeut/in – oder zumindest die Bereitschaft, sich diesen Hürden zu stellen. Unnötig zu sagen, dass Praxisjahre im einschlägigen Umfeld gern gesehen sind. Und ja, ein Hang zum Paragrafenlesen kann nicht schaden. Klingt bürokratisch, ist aber wahr: In kaum einem Bereich prallen so viele Disziplinen aufeinander wie hier. Wer an Gutachten arbeitet, sei es zur Schuldfähigkeit, Gefährlichkeitsprognose oder Sorgerechtsfragen, bewegt sich stets auf juristischer Bühne. Dabei gilt: Unsicherheit ist keine Schwäche – sondern Teil des Handwerks. Man irrt, tastet sich vor, lernt dazu. Wer Perfektion sucht, ist hier fehl am Platz. Wer lernen will, mit Ambivalenzen zu leben, findet manchmal sogar so etwas wie Berufsfreude.
Worauf lassen sich Einsteiger wirklich ein? Die Antwort ist so bunt wie der Alltag. Ein Tag beginnt vielleicht mit einer Exploration im Maßregelvollzug – Stichwort: Gespräch mit einem Straftäter, der sich, nun ja, selten von seiner besten Seite zeigt. Dann geht’s zurück an den Rechner: Aktenstudium, Formulierung von Diagnosen, Prognosen, Empfehlungen. Wer darauf wartet, dass Deadlines flexibel wären, wird enttäuscht. Der Justizkalender ist gnadenlos. Mittags holt einen das Telefon aus der Trance: Das Jugendamt fragt nach Einschätzungen, ein Richter bittet um Eilgutachten. Und zwischendrin: Therapieeinheiten, Sitzungen zur Rückfallprävention, vielleicht auch Supervisionen für andere.
Garniert wird das Ganze von Momenten, in denen man sich fragt: Trägt meine Einschätzung? Kann ich vertreten, was ich schreibe? Wer sich an schnellen Urteilen berauscht, läuft Gefahr, in blinden Flecken zu landen. Die ironische Pointe: Gerade diejenigen, die an sich zweifeln, treffen oft ausgewogenere Entscheidungen. Und natürlich, manchmal nervt das: Diese endlosen Abstimmungen, das Jonglieren zwischen Wissenschaft und Rechtsprechung. Es ist ein Beruf zwischen allen Stühlen – aber vielleicht ist genau das der Reiz? Oder auch die Bürde, je nachdem.
Jetzt das heikle Thema: Gehalt. Selten in Stellenanzeigen erwähnt, aber immer in aller Munde – gerade bei Berufseinsteigenden und erfahreneren Kräften, die über einen Wechsel nachdenken. „Forensische Psychologie, da rollt der Rubel?“ – Das ist ein Mythos, der im Alltag schnell zerplatzt. Die Spanne ist enorm: Im öffentlichen Dienst richtet sich das Gehalt meist nach Tarifvertrag, oft zwischen Entgeltgruppen, die über mehrere Stufen reichen. Einsteiger bekommen vielerorts um die 4.000 € bis (mit sehr viel Glück) knapp 5.000 € brutto monatlich. Private Institute, große Kliniken oder freiberufliche Tätigkeiten bewegen sich je nach Qualifikation, Region und Verhandlungsgeschick auf anderen Ebenen – nach oben wie nach unten, versteht sich. In Berlin verdient man immer noch anders als in Oberbayern. Und: Wer selbstständig arbeitet, trägt das volle Risiko. Altersvorsorge, Berufshaftpflicht, all das muss plötzlich selbst geregelt werden. Kein Thema für Romantiker und Planlose.
Arbeiten am Gericht? Da gibt’s (zumindest theoretisch) Aufstiegschancen in Richtung Leitungspositionen – mit den zugehörigen Gehaltssprüngen. Aber ehrlich: Der Fachkräftemangel trifft auch hier, und Stellen sind rarer als die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Plus, wer flexibel ist und bereit für regionale Wechsel, schiebt sich selbst nach vorne.
Der Markt? Ein Flickenteppich. Einerseits werden Forensikerinnen und Forensiker händeringend gesucht: Haftanstalten, Maßregelvollzug, Gutachtendienste – überall Personalknappheit. Aber die Zugangshürden sind hoch, gerade im öffentlichem Dienst, und der Ton ist manchmal rau. Wer in ländlichen Regionen sucht, hat bessere Karten; Großstädte sind meist überlaufen. Digitale Umwälzungen? Na klar, auch hier – Prognosetools, forensische Datenbanken, automatisierte Textauswertungen. Vieles davon steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Richtung ist klar: Ohne Technikaffinität steht man irgendwann im Abseits. Psychologische Diagnostik per Tablet, Videobefragungen im Strafvollzug – was gestern noch undenkbar war, ist morgen Standard. Man sollte diesen Wandel nicht unterschätzen.
Karrierewege? Natürlich gibt es die, wenn auch selten geradlinig. Weiterbildung ist Pflicht und Kür: Forensische Psychotherapie, Kriminalpsychologie, Supervisionsscheine – alles das kann Türen öffnen. Wer fachlich breit und organisatorisch flexibel bleibt, macht sich unentbehrlich. Und ganz ehrlich: Wer erwartet, dass die eigene Laufbahn wie am Lineal verläuft, wird enttäuscht.
Noch so ein Tabuthema: Wie bleibt man gesund, bei all dem Druck? Einzelgespräche mit Straftätern, endlose Verhandlungen mit gutachtenhungrigen Gerichten – das zerrt am Nervenkostüm. Viele unterschätzen, wie hartnäckig die Fallgeschichten nachhallen (und ja, manchmal auch die eigenen Träume heimsuchen). Work-Life-Balance – klingt wie ein Ratgeberbegriff, ist aber blutige Notwendigkeit. Supervisionen, kollegialer Austausch, eigene Psychotherapie (kein Witz!) gehören zur Berufshygiene dazu. Nicht wenige wechseln irgendwann das Tätigkeitsfeld – aus Überlastung, oder weil sich die eigenen Ideale verschieben.
Heißt das: Finger weg? Keineswegs. Wer sich bewusst für diesen Weg entscheidet, wer Ambivalenz und Unsicherheit nicht nur aushält, sondern zu einem Arbeitsprinzip macht, findet in der forensischen Psychologie ein Feld voller Tiefe, manchmal auch Sinn. Nicht immer, nicht an jedem Tag, aber oft genug, um dranzubleiben.
Am Ende bleibt: Forensische Psychologinnen und Psychologen sind keine Richter, keine Detektive im Fernsehformat, auch keine Erfüllungsgehilfen der Justiz. Sie sind Forscher der Zwischentöne, Protokollanten menschlicher Grenzerfahrungen – mit einem Werkzeugkasten aus Wissenschaft, Erfahrung und, ganz profan, der Fähigkeit, auch mal zu sagen: „Hier weiß ich es nicht. Noch nicht.“ Wer das aushält, wird nicht reich, aber vielleicht klüger. Und legt abends die Kaffeetasse nicht ins Hochglanzbüro, sondern auf den Aktenstapel. Wer weiß, ob das nicht auch ein Zeichen von Berufsstolz ist.
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