Facharzt*ärztin Psychiatrie und Psychotherapie
Alexianer - St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee GmbHBerlin
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Pacura doc GmbHAugsburg, Wiesbaden, Ingolstadt, Chemnitz, Magdeburg, Freiburg Breisgau, Halle Saale, Memmingen
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Facharzt/-ärztin - Psychiatrie und Psychotherapie Jobs und Stellenangebote
Irgendwann steht sie vor einem, diese unsichtbare Schwelle. Die Entscheidung für oder gegen die Psychiatrie – ein Berufsfeld, das in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor irgendwo zwischen Rätsel, Klischee und unterschätztem Potenzial pendelt. Ich kann verstehen, warum man zögert. Die meisten von uns sind irgendwann als Berufseinsteiger:in, Umsteiger:in oder schlicht Jobsuchende davor gestanden: Ist das mein Platz? Traue ich mir das zu? Werde ich vom Gegenüber, von Leid, Verzweiflung, manchmal auch von zäher Hoffnung nicht förmlich überrannt? Doch der Reihe nach – denn tatsächlich ist diese Arbeit vielschichtiger und widersprüchlicher, als es jede Berufsberatung zu vermitteln vermag.
Wer die White-Coat-Idylle sucht – also kurze Visiten, klassische Hierarchien und planbare Tagesabläufe – wird als angehende:r Facharzt oder Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie schnell zur Ernüchterung gelangen. Da sitzt nie nur eine „Krankheit“ vor einem, sondern ein Mensch. Panik. Depression. Manchmal Wut, Angst, Stimmen im Kopf – es gibt sie wirklich, diese Situationen, die nach Schema F nicht zu lösen sind.
Der Alltag? Eine Mischung aus Therapiegesprächen, Konsilen auf Station, Angehörigengesprächen (mal wahrer Seiltanz), Krisenintervention am laufenden Band – und der ewigen Frage, wie man auf der Gratwanderung zwischen Empathie und professioneller Distanz weder abstumpft noch innerlich ausbrennt. Routine? Von wegen. Wer sich morgens sicher ist, wie der Tag verlaufen wird, wird spätestens bei der ersten notfallmäßigen Einweisung eines Jugendlichen in suizidaler Verfassung eines Besseren belehrt. Flexibilität, Nerven wie Drahtseile und lebensfreundliche Selbstironie sind mehr wert als jedes Exzellenzzertifikat.
Klar, die Hürden sind hoch: ein abgeschlossenes Medizinstudium, eine meist fünfjährige Facharztausbildung, Zusatzqualifikationen wie Psychotherapie und mindestens ein Grundinteresse an den Turbulenzen menschlicher Psyche. Aber, Hand aufs Herz, das Papier ist das eine – das Überleben im Alltag das andere. Was unterschätzt wird: Kommunikationsfähigkeit, ja, aber eben nicht nur im ärztlichen Sinne, sondern oft als Deeskalationsprofi, Zuhörer:in, Blitzanalytiker:in, (und wenn’s sein muss, auch als Psycho-Detektiv in Familienaufstellungen).
Grenzen erkennen, eigene Trigger spüren, darum geht es mehr, als man als Berufsanfänger:in ahnt. Es gibt Tage, die einen an der eigenen Wirksamkeit zweifeln lassen. Therapiefortschritte sind nicht immer messbar – und trotzdem ist es jedes Mal ein Sieg, wenn jemand nach Monaten zum ersten Mal wieder lacht oder sich öffnet. Vieles ist unsichtbar, zeitverzögert oder schlicht nicht berechenbar. Das kann einen zermürben – oder ziemlich wachsen lassen. Oder beides.
Bevor ich's vergesse (und das wäre fast schon symptomatisch): die Sache mit dem Geld! Startet man nach Abschluss der Ausbildung, ist das Gehalt ordentlich, aber kein Lottogewinn. Im kommunalen Bereich orientiert es sich an Tarifverträgen – je nach Region, Erfahrung und Zusatzqualifikationen liegt das Einstiegsgehalt für Assistenzärzt:innen meist im unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich. Als Facharzt/Fachärztin geht da schon mehr, aber selbst im Chefarztbereich gilt: Psychiatrie gehört in der Kliniklandschaft nicht zu den goldenen Futtertrögen, wie etwa Radiologie oder Kardiologie.
Regional? Große Unterschiede. In manchen ländlichen Regionen gibt es verglichen mit Ballungszentren Zuschläge, sei es als Zulage oder über flexible Arbeitsmodelle. Und in privaten Kliniken, großen Trägerverbünden oder mit einem Anteil an Gutachter- und Forschungstätigkeit lässt sich die finanzielle Perspektive durchaus aufpolieren. Aber wer hier einzig auf schnellen Reichtum schielt, verfehlt den Spirit des Fachs – und glaubt vermutlich noch an das Märchen vom 40-Stunden-Arztjob.
Psychiatrie? Mangelware. Zumindest, wenn man auf offene Stellen oder regionalen Bedarf schaut. In den Medien wird ja gern vom landesweiten „Psychotherapeutenmangel“ berichtet – manchmal vermischt sich das unsauber mit dem Bedarf an ärztlichen Fachkräften im psychiatrischen Bereich. Tatsache ist: Wer eine fundierte Ausbildung mitbringt, ist besonders in strukturschwachen Regionen oder bei spezialisierten Trägern heiß begehrt.
Digitalisierung? Ja, auch psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung wird zunehmend hybrid – mit Video-Sprechstunden, Online-Tools, digitalem Dokumentenmanagement. Aber trotz aller Technik bleibt eines: das Gespräch, Kopf an Kopf, Herz an Herz, wenn man so will. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich rasant – fragt sich nur manchmal, ob die Versorgungspolitik mit der gesellschaftlichen Realität Schritt hält. Wer als Berufseinsteiger:in flexibel bleibt und keine Scheu vor ungewöhnlichen Arbeitsfeldern hat (Forensische Psychiatrie? Suchtmedizin? Gemeindepsychiatrie?), hat viel mehr Chancen, als die Statistik vermuten lässt.
Es gibt Tage, an denen man zur Ruhe kommen will – aber die Fälle nicht aus dem Kopf bekommt. Wer träumt schon freiwillig von Kasuistiken oder dem letzten Krisengespräch um drei Uhr morgens? Work-Life-Balance ist, so ehrlich muss man sein, eine ständige Baustelle. Aber, und das ist vielleicht der heimliche Joker dieses Berufs: Psychiatrie zwingt einen dauerhaft dazu, eigene Grenzen und Bedürfnisse zu reflektieren.
Inzwischen, nach ein paar Jahren im Beruf, denke ich anders über Arbeitszeitmodelle. Gleitende Teilzeit, Job-Sharing, Sabbaticals – all das ist in etlichen Kliniken und Praxen längst kein Fremdwort mehr. Und ja, das kostet Überzeugungsarbeit. Aber wer sich von Anfang an klar zu Selbstfürsorge bekennt (ein viel zu wenig diskutiertes Thema!), wird sowohl im Team als auch privat mehr Spielraum haben, als mancher Mediziner in seiner „herkömmlichen“ Abteilung denken mag. Das ist keine Garantie für ewiges Gleichgewicht – aber ein Anfang. Vielleicht sogar eine Art Vorbildfunktion, ob man will oder nicht.
Manchmal frage ich mich, warum nach wie vor so wenige Mediziner:innen mit leuchtenden Augen in die Psychiatrie wechseln. Die Herausforderungen sind unbestreitbar, der Alltag weder glamourös noch planbar. Gleichzeitig bietet kaum ein anderer Fachbereich so viel persönlichen Gestaltungsspielraum, wie ihn die Kombination aus medizinischer Expertise und psychotherapeutischer Arbeit ermöglicht. Und ja, jede:r, der oder die sich diesen Aufgaben stellt, kann ein kleines Stück Normalität in ein ansonsten oft entgrenztes Feld bringen.
Ob das dann Mut, Idealismus oder einfach die Lust am echten Kontakt ist – das muss jeder für sich selbst herausfinden. Aber falls Sie gerade an diesem Punkt stehen: Trauen Sie sich, mit der eigenen Unsicherheit zu arbeiten. Denn genau das ist, was unsere Patient:innen jeden Tag tun.
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