Facharzt (m/w/d) Kinder- u. Jugendpsychiatrie in Ravensburg
Recrutio GmbHRavensburg
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1a-Ärztevermittlung GmbHThümmlitzwalde
Facharzt/-ärztin - Kinder- u. Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Jobs und Stellenangebote
Wer den Schritt in die Facharztausbildung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie wagt – oder wer schon einen Fuß in der Tür hat und vielleicht ins Grübeln kommt „War’s das jetzt?“, dem begegnet rasch Paradoxie statt Patentrezepte. Zwischen Aktenstapel, Elterngesprächen und, klar, auch körperloser Bürokratie, bleibt selten Zeit, um mal durchzuatmen und sich zu fragen: Warum gerade dieser Beruf? Und was muss man mitbringen, abseits von Zeugnissen? Ich erinnere mich an meinen eigenen Berufsstart – Chaos, Lampenfieber, Neugier. Und das flaute so schnell auch nicht ab, ehrlich gesagt. Was viele erst später bemerken: Hier ist kein Tag wie der andere, aber Routine gibt’s doch – nur eben in immer neuer Verkleidung.
Bürofuzzi oder Rebell? Weder noch, und beides zugleich. Natürlich: Kernaufgabe bleibt die Diagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen. Klingt trocken, kriegt aber spätestens im Jugendamtsgespräch eine ganz neue Färbung. Es sind nicht einfach Rezepte, die man hier verschreibt; es sind Familiengeflechte, Lebensentwürfe, biografische Trümmer, mit denen man arbeitet. Sitzungen mit Eltern, Lehrkräften, Sozialarbeitenden – nicht selten mit Stirnrunzeln, manchmal mit Tränen. Wer Zahlen liebt, mag auf standardisierte Testverfahren schwören, aber der Alltag lacht den Testbogen aus: Bindungsstörungen, Mobbing-Opfer, ADHS, Missbrauchsfälle, und mittendrin das medizinische Fachpersonal – als Grenzgänger zwischen Empathie und Abgrenzung. Kekse retten da gar nichts.
Der Klassiker: Medizinstudium, dann die Facharztweiterbildung – das weiß jeder. Aber das reicht hinten und vorne nicht. Der Beruf verlangt etwas, das kaum ins Curriculum passt: Die Fähigkeit, Widersprüche auszuhalten, eigene Zweifel zu reflektieren und trotzdem handlungsfähig zu bleiben. Es lässt sich schwer in Worte fassen, aber: Wer denkt, mit Diplom in der Tasche sei das Meiste getan, der wird scheitern, noch bevor das erste Elterngespräch über die Bühne geht. Kommunikationsgeschick? Klar. Standfestigkeit? Ohne die wird man vom Familiendrama schon in der ersten Woche durchgeschüttelt. Und ja, Belastbarkeit, die echte, nicht die im Bewerbungsschreiben. Was noch: Kompromissfähigkeit, eine Prise Humor – und gelegentlich die Chuzpe, einfach auch mal „Ich weiß es nicht“ zu sagen.
Jetzt zum harten Brot: der Verdienst. Da geistern viele Mythen durch die Flure. Fest steht: Die Spanne ist beträchtlich. Im öffentlichen Dienst (Stichwort: Kliniken, sozialpsychiatrische Dienste) landen Berufseinsteiger meist zwischen 6.000 € und 7.000 € brutto im Monat, je nach Bundesland, Tarifvertrag, Zusatzqualifikation. Woanders, etwa in der Niederlassung oder bei privaten Trägern, sind die Margen schwankender. West-Ost-Gefälle? Ist vorhanden, wenn auch nicht mehr so drastisch wie vor zehn Jahren. Wer Karriere machen will, kann als Oberärztin oder später mit einer eigenen Praxis tatsächlich ganz ordentlich verdienen – aber eben mit anderen Haken: Personalführung, Risiko, Bürokratie. Und, nicht zu vergessen: Teilzeitarbeit ist zunehmend möglich, vor allem wenn Familienplanung ein Thema wird. Ehrlich: Der Verdienst ist solide, aber in Vergleich zu anderen Fachärzt:innen wie Radiolog:innen kein Goldesel. Dafür bleibt der ideelle Lohn – und manchmal ist das ein bisschen zu wenig, manchmal aber auch völlig ausreichend.
Der Mangel an Fachkräften ist keine hohle Phrase; er ist Alltag. In vielen Regionen, vor allem ländlich und im Osten, sind offene Stellen Standard. Nicht die Ausnahme. Und doch – wer als Berufsanfänger glaubt, Bewerbungen seien Formsache und der Job fliegt einem einfach zu, darf sich auf Überraschungen freuen. Auswahlgespräche sind selten formale Akte; sie ähneln mal einem Tribunal, mal einer Gruppentherapiesitzung. Manches läuft entspannt, anderes gleicht der dritten Runde im Boxring. Und: Die Frage nach Motivation und Belastungsgrenzen kommt garantiert. Wer glaubwürdig beschreibt, was ihn antreibt – und auch, was ihn überfordert –, steigert seine Chancen deutlich. Wechselwillige Fachkräfte sind gefragt wie nie, aber sie werden kritisch geprüft. Der Bewerbermarkt bleibt ein Flickenteppich. Grob gesagt: Ballungszentren sind überlaufen, die Peripherie bettelt händeringend. Wer flexibel ist, punktet; wer klare Vorstellungen hat, muss oft Kompromisse eingehen.
Work-Life-Balance – schon das Wort hat einen Beigeschmack, leicht nach Krokodilstränen. Mal ehrlich: Wer hier einsteigt, weiß, dieser Beruf ist kein Halbtagsjob. Aber: Die Generation von heute stellt andere Erwartungen. Viele Häuser bieten inzwischen Teilzeitmodelle, mobile Arbeit ist vereinzelt Thema – wobei Datenschutz und Schweigepflicht immer ihre eigenen Fußangeln legen. Wer Kinder hat, findet langsam mehr Verständnis für Betreuungspflichten. „Vereinbarkeit“ bleibt trotzdem ein Balanceakt. Was viele unterschätzen: Die psychische Beanspruchung nimmt niemand an der Praxistür ab. Wer nicht auf sich achtet, riskiert, selbst auszubrennen. Netzwerke für Supervision oder kollegiale Beratung sind keine Schwäche, sondern Rettungsleine. Ich sage es so: Lernen, sich selbst zu schützen, ist Teil des Berufs – fast so wichtig wie das medizinische Können.
Karriere? Ja, gibt es, aber selten schnurgerade. Forschungsprojekte, Lehre, Zusatzqualifikationen – alles machbar, wenn die Motivation stimmt und Opportunitäten auftauchen. Der digitale Wandel schleicht sich ins Fach, etwa mit Online-Sprechstunden oder digitalen Assessment-Tools. Skepsis bleibt angebracht: Nicht jede App ersetzt einen Dialog, aber das Angebot wächst schnell. Die gesellschaftlichen Anforderungen steigen – Stichwort Inklusion, Diversität. Wer flexibel bleibt und sich neue Felder erschließt, vergrößert seine Auswahl und senkt die Frustgefahr. Und was macht den Beruf wirklich aus? Vielleicht dieser Satz, der mir oft in den Kopf kommt: Man arbeitet an den Rändern – zum Teil der Gesellschaft, zum Teil am eigenen Limit. Aber jeder Tag ist Chance, etwas zu bewegen. Und das fühlt sich, bei aller Selbstkritik, gar nicht so schlecht an.
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