Facharzt/-ärztin für Arbeitsmedizin (w/m/d)
TÜV Rheinland GroupMönchengladbach
TÜV Rheinland GroupMönchengladbach
TÜV Rheinland GroupBad Kreuznach
Arsipa GmbHMagdeburg
Deutsche Post AGKarlsruhe
Arbeitsmedizinischer Dienst der BG BAU GMBHFreiburg Breisgau
VAMED careKapfenberg
BG prevent GmbHGießen, Frankfurt Main, Kempten, Friedrichshafen, Ravensburg, Erfurt, Gera, Schleiz, Suhl
EnBW Energie Baden-Württemberg AGHeilbronn Neckar
Infineon TechnologiesRegensburg
Arsipa GmbHLüneburg
Facharzt/-ärztin - Arbeitsmedizin Jobs und Stellenangebote
Es gibt Berufe, denen begegnet man – ohne es zu merken – eigentlich tagtäglich. Die Arbeitsmedizin ist so einer. Acht Stunden im Büro, die Hand im Labor, die Schicht auf der Baustelle: Irgendwo im Hintergrund zieht eine Fachärztin oder ein Facharzt für Arbeitsmedizin strategisch die Fäden, manchmal fast unsichtbar. Und doch ist das Wirkungsspektrum enorm. Wer in den Beruf einsteigen will oder einen Wechsel anpeilt, steht am Scheideweg zwischen Medizin, Recht, Gesellschaftstheorie – und ein bisschen Menschenkenntnis, wie man sie nicht auf jedem Medizinkongress lernt.
Ganz ehrlich: Das Bild vom Firmenarzt, der mal eben in die Kaffeepause platzt, ist ziemlich schief. In der Praxis steckt hinter dem Titel weit mehr. Brückenschläge zuhauf. Ein Tag kann damit starten, dass man Gefährdungsbeurteilungen für einen Automobilzulieferer erstellt – und nachmittags steht die Beurteilung eines Produktionsprozesses beim örtlichen Mittelständler an, inklusive Schichtbelastung und Kontakt mit Gefahrstoffen. Klingt technisch? Ist es auch. Aber spätestens, wenn Kolleg:innen von ihrer Rückenschmerzen berichten oder psychosoziale Belastungen im Raum schweben, schlägt man die Diagnostikschiene ein. Machtneutrale Gesprächsführung, Superkraft im Praxisalltag! Und dann kommt schon mal der Anruf des Betriebsrats – ob man nicht eigentlich zur Schweigepflicht verpflichtet sei? Ist man. Aber oft steckt der Teufel im Paragraphenwerk. Wer hier gut vermitteln kann, ist Gold wert.
Die offizielle Latte an Qualifikationen ist lang: abgeschlossenes Medizinstudium, vielleicht Facharztweiterbildung in einem anderen Gebiet, Zusatzweiterbildung Arbeitsmedizin. Klingt logisch. Aber – was viele unterschätzen – entscheidend ist die Mischung: analytisches Denken trifft auf multispektrale Empathie. Es hilft, sich blitzschnell in neue Branchen hineinzudenken. Konstruktionshalle, Softwareagentur, Pflegeheim? Komplett andere Herausforderungen. Dazu: Konfliktfähigkeit. Man steht eben manchmal auch zwischen Arbeitgeberinteressen und Arbeitnehmerwohl, zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Hinzu kommt eine ordentliche Portion Kommunikationsgeschick, denn Beratung ist ein stetiger Begleiter. Wer Freude an Schnittstellenarbeit hat – Mensch, Recht, Technik –, für den öffnet sich ein erstaunlich agiles Feld. Wer dagegen meint, im Behandlungszimmer zu sitzen und Rezepte abzuarbeiten, den wird das berufliche Panorama überraschen. Zugegeben: Für mich war gerade das der Reiz.
Geld? Stets die Gretchenfrage. Wer glaubt, als Facharzt für Arbeitsmedizin habe man gleich einen Goldesel im Keller, muss sich die Realität nüchtern anschauen. Die Vergütung ist solide, ja, keine Frage – oft besser als etwa im Krankenhausdienst, mit weniger Wochenend- und Nachtdiensten. Einstiegsgehälter bewegen sich meist im Rahmen von 80.000 € bis 95.000 € brutto jährlich; mit Erfahrung und regionaler Nachfrage kann das auf 110.000 € bis 130.000 € wachsen, teilweise auch darüber. Große Unternehmen in (industriestarken) Ballungszentren zahlen natürlich besser als die Kommune auf dem Land, wo die Fahnenstange oft früher erreicht ist. Dazu: Ob man als Angestellte:r bei einem werksärztlichen Dienst, als Betriebsärzt:in bei einer genossenschaftlichen Einrichtung oder freiberuflich unterwegs ist, macht noch mal einen Unterschied. Interessanter Nebenschauplatz: Der akute Nachwuchsmangel und die Zunahme von Sabbaticals, Elternzeiten oder Querwechseln aus anderen Fachgebieten schrauben die Verhandlungsbasis spürbar nach oben. Die Zeit spielt – aktuell – für alle, die bereit sind, über den Tellerrand zu schauen.
Es gibt diese unausgesprochene Annahme: Wer in die Arbeitsmedizin wechselt, wolle nur weniger Stress, keine Nachtschichten mehr, geregelte Tage. Stimmt das? Ja und nein. Einerseits: Die Planbarkeit ist ein großes Plus. Die meisten Praxen und Dienste arbeiten weitgehend zu „büroüblichen“ Zeiten, Wochenenddienste sind die Ausnahme. Für viele ist das nach Jahren im Klinikbetrieb ein Segen. Gleichzeitig steht der Beruf nicht still. Neue gesetzliche Anforderungen, Digitalisierungsschübe (man denke an mobile Screenings oder KI-Tools zur Ergonomieanalyse), dazu Themen wie psychische Gefährdung und Diversity – das verlangt nach ständiger Weiterqualifikation. Wer sich darauf einlässt, landet nicht im Archiv, sondern bleibt gefordert. Weiterbildungsplätze sind gefragt – nicht selten wechseln auch Fachärzt:innen aus der Inneren, Arbeitspsychologie oder Orthopädie. Ein echtes Patchwork.
Manchmal ertappe ich mich bei der Frage: Ist das hier „die schöne neue Arbeitswelt“? Wer einmal in einem Großbetrieb vor volldigitalisierten Arbeitsschutztools steht, merkt ziemlich schnell, wie sehr Technik unser Tun verändert. Früher Klemmbrett, heute Dashboard – und morgen vielleicht schon Sensoren am Blaumann. Das hat Vorteile, klar, aber wirft neue Fragen auf: Wie bleibt man nah an den Menschen, wenn Algorithmen die erste Gefährdungsdiagnose liefern? Und wie sieht das mit Vertrauen aus, wenn alle Prozesse gemessen werden? Andererseits, und das wird häufig übersehen: Arbeitsmedizin bietet echte Chancen auf eine ausgewogene Work-Life-Balance – ein entscheidender Grund, warum viele Kolleg:innen den Weg wagen. Trotzdem, die fachliche Herausforderung bleibt; darauf muss man Lust haben.
Manchmal wirkt die Arbeitsmedizin wie ein Sammelbecken für Allroundtalente, die genug von Klinikmarathon und Einzelkämpfertum haben. Aber so einfach ist es nicht. Die beruflichen Möglichkeiten – Beratung, Management, Forschungsprojekte, Prävention und mehr – sind so breit wie das Feld selbst. Welche Herausforderungen wirklich zählen? Die Antwort hängt davon ab, was man sucht: Stabilität, Gestaltungsmöglichkeiten, Sinnstiftung? Ich kann nur sagen: Die Reise lohnt sich, vorausgesetzt, man bringt Neugier, ein bisschen Demut und die Bereitschaft mit, immer wieder zwischen den Welten zu pendeln. Schubladendenken funktioniert hier nicht. Und ehrlich: Genau das macht den Reiz dieses Berufs aus – trotz oder gerade wegen seiner Ambivalenzen.
Das könnte Sie auch interessieren