Chemiker (w/m/d) Forschung & Entwicklung
DELO Industrie Klebstoffe GmbH & Co. KGaAWindach, München
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Chemiker/in - Polymerchemie Jobs und Stellenangebote
Der erste Tag im Labor – vielleicht noch in frischer Kittelstärke, die Finger leicht nervös, die Brille ein bisschen zu groß. Wer sich für den Berufsbereich Chemie entscheidet, speziell mit Fokus auf Polymerchemie, findet sich nicht selten in einer Welt wieder, die irgendwo zwischen molekularer Tüftelei und industrieller Größenordnung pendelt. Manchmal duftet es nach Lösungsmitteln. Manchmal (meistens) eher nicht. Wer behauptet, dass Chemiker nur reagenzglasverliebt in akademischen Elfenbeintürmen sitzen, der kennt den modernen Fachbereich nicht – schon gar nicht die Polymerchemie, in der angewandte Wissenschaft und industrielle Praxis schulterklopfend nebeneinander stehen.
Polymere – das klingt nach Gummi, Plastik, dem Stoff aus dem Kinderzimmer-Albträume gemacht sind? Mag sein, aber die Wirklichkeit hat ihre eigenen Farben. Von den Dichtungen am Wasserkocher über die medizinische Diagnostik bis hin zu Leichtbauteilen in der E-Mobilität – Polymere sind allgegenwärtig und überraschend facettenreich. Wer tagtäglich an neuen Rezepturen tüftelt, muss technische Präzision, Kreativität und ein gewisses Maß an Frusttoleranz vereinen. Nicht jeder Versuch ist ein Volltreffer. „Versuch X – wieder zu spröde. Versuch Y – langsam wird’s besser.“ Manche Tage sind repetitiv, das gebe ich zu; aber dann gibt es die Momente, in denen ein Material nach Wochen plötzlich die erhofften Eigenschaften zeigt. Und spätestens, wenn Entwicklungsprojekte mit der Produktion oder dem Einkauf kollidieren, fragt man sich: Warum hat einem das eigentlich keiner vorher erzählt?
Ein großes Missverständnis: Nur die labortechnische Brillanz entscheidet. Tatsächlich wird heute von Chemikern in der Polymerchemie eine irritierend breite Palette an Fähigkeiten erwartet. Theoretische Kenntnisse – klar, wer Polymere synthetisiert, sollte Verständnis für Polymerisation, Katalyse, mechanische Prüfverfahren oder Analytik mitbringen. Aber ehrlich: Die eigentliche Reife kommt erst mit Erfahrung, dem pragmatischen Umgang mit Rückschlägen, dem Lesen zwischen den Zeilen der Spezifikationen. Wer glaubt, dass Excel-Tabellen und PowerPoint-Folien nichts mit Chemie zu tun haben, wird im Beruf schnell eines Besseren belehrt. Kommunikation – ob mit Ingenieur:innen, Gutachter:innen oder ganz normalen Kund:innen – ist unverzichtbar. Englisch ist Branchenstandard. Wer da beim Bewerbungsgespräch nur mit „mein Name ist …“ glänzt, kommt selten über die Startlinie.
Gut, jetzt sprechen wir es aus: Gehalt. Das Thema schwebt in jedem Bewerbungsgespräch wie ein zäher Dampf im Hintergrund. Die nackten Zahlen variieren jedoch drastisch: Einstiegsgehälter rund um 45.000 € bis 55.000 € brutto pro Jahr sind kein Wunschtraum, sondern (mit Promotion und je nach Region) ungefähr Realität. Aber – Überraschung! – zwischen Hamburg, Leverkusen oder süddeutscher Provinz können locker 15.000 € Differenz liegen. Wer in die Industrie wechselt, verdient meist besser als in Forschungseinrichtungen oder im öffentlichen Dienst; dafür bleiben wissenschaftliche Freiräume oft auf der Strecke. Chemie– und besonders Polymerunternehmen sind aber bekannt für tarifliche Strukturen, die eine verlässliche Entwicklung bieten. Es gibt sie, die klassischen „sprungfixierten“ Erhöhungen. Unterschätzt wird dagegen, wie bedeutsam Zusatzleistungen sind – von Altersvorsorge bis hin zum Betriebsarzt, OB oder Kantinencurrywurst (letztere je nach Schichtmodell).
Es ärgert mich manchmal, wie leichtfertig über „Fachkräftemangel“ gesprochen wird. Ja, es gibt Positionen, die monatelang ausgeschrieben bleiben, zum Beispiel für Spezialist:innen in biobasierten Kunststoffen oder in der Polymeranalytik. Aber um ehrlich zu sein: Die Jobs für klassische Polymerchemiker sind weder Massenware noch Selbstläufer. Unternehmen suchen gezielt – gerne mit Erfahrung im Gepäck, aber ermutigend viele stellen auch Berufseinsteiger:innen ein, meist im Rahmen von Traineeprogrammen oder über Forschungskooperationen. Der Arbeitsmarkt folgt oft konjunkturellen Trends. Wenn der Kunststoffsektor schwächelt – Stichwort Automobilkrise – kann es temporär eng werden. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder der Wandel zur Bioökonomie schaffen aber immer neue Nischen, die offen sind für flexible, lernwillige Köpfe.
Oft lese ich von „Work-Life-Balance“ – als ließe sie sich einfach mit einem Formelstrich teilen. Die Wahrheit: Schichtarbeit, Projektfristen oder das eine heikle Vergabegespräch um 18:30 Uhr – so sieht manchmal die Realität aus. Aber: Im Vergleich zu anderen Industriebereichen (Pharma, Maschinenbau) sind die Arbeitszeiten in vielen Polymer-Unternehmen durchaus human, jedenfalls sofern man sich nicht die Chemieanlagen nachts um die Ohren schlagen muss. Homeoffice, das bisher eher die Ausnahme war, kommt langsam auf, besonders bei Forschung & Entwicklung. Flexibilität ja, aber wer seinen Reaktor betreut, der bleibt auch mal länger. Am Ende ist das Berufsfeld, zumindest in seiner Vielfalt, kein schlechter Ort für Menschen, die gerne gestalten und auch mit gelegentlichem Chaos leben können.
Polymerchemiker:innen müssen Nerd, Netzwerker:in und Notfallmanager:in zugleich sein – mit einer Prise Humor, einem guten Gedächtnis für Missgeschicke und einem stabilen Nervenkostüm. Die Jobperspektiven sind solide, das Gehalt oft attraktiv, aber keineswegs durch die Decke. Wer wirklich Freude an komplexen Materialsystemen, gesellschaftlichen Umbrüchen und pragmatischem Forschergeist hat – der findet in der Polymerchemie einen weit weniger starren, aber erstaunlich lebendigen Karrierepfad. Ach so – das erste Paar Laborschuhe hält selten länger als ein halbes Jahr. Aber das ist eine andere Geschichte.