Facharzt Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde als Weiterbildungsassistent Phoniatrie und Pädaudiologie (m/w/d)
Katholisches Klinikum Bochum gGmbHBochum
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Akustiker/in Jobs und Stellenangebote
Da sitzt man also, am ersten Tag, in diesem freundlichen, aber irgendwie auch sterilen Laden. Draußen brausen die Busse vorbei, drinnen blinkt die Testkabine, und im Hinterzimmer brummt der kleine Schleifstein, als würde er heimlich Ohrpassstücke polieren. Was viele von außen nicht ahnen: Akustiker zu sein, das ist handwerkliches Tüfteln, technisches Verständnis und ein stilles Einfühlungsvermögen – in einem Job. Man wird zum Problemlöser für Menschen, die ihre Umwelt plötzlich im Nebel wahrnehmen. Ein „Hä? Wie bitte?“ gibt’s hier nicht nur vom Kunden, auch das eigene Gehör wird ständig getestet – wortwörtlich und metaphorisch.
Klar, es gibt die Stereotype: „Die passen doch nur Hörgeräte an!“ Falsch gedacht. Die Wahrheit ist vielschichtiger. Menschen in diesem Beruf beraten, testen, bauen und kontrollieren. Ein Tag kann bedeuten, ein Kind sanft davon zu überzeugen, dass diese kleinen Dinger im Ohr gar nicht so schlimm sind, wie es aussieht. Danach: eine Anpassung bei einer Seniorin, die auf ihre alten Tage doch noch Klassik genießen will. Dann wieder: Technische Feinjustierung, Störgeräusche analysieren, Messungen auswerten, Lösungen suchen. Viele unterschätzen, wie digital das Ganze inzwischen geworden ist. Hörgeräte sind heute hochkomplexe Minicomputer, und Updates gibt’s per App oder Cloud – der Lötkolben für die Seele wird mit Firmware-Updates ergänzt.
Technikverliebt? Schön und gut. Aber ohne echtes Interesse am Menschen bleibt man hier auf der Strecke. Was viele als Akustikerin oder Akustiker überrascht: Man wird zu einem Vertrauensmenschen, immer zwischen Geduld, Pragmatik und Detailwahn. Bei Kindern ist oft Fantasie gefragt, bei Senioren Verständnis für Lebensgeschichten, Ausreden und kleine Eitelkeiten. Nicht selten steht plötzlich jemand da – Ehepartner, Azubi, Hund an der Leine –, und die Beratungsrunde wird zur Mini-Therapie. Wer nur die Technik will, wird es schwer haben; wer zu viel Smalltalk liebt, übrigens auch. Ach ja, und: Mit zehn linken Daumen klappt hier nichts – Präzision ist Pflicht, aber Perfektionismus ist auch keine Lösung (gelernt habe ich das auf die harte Tour).
Jetzt mal Klartext: Die Gehaltsspanne ist… naja, flexibel – ein freundlich-wankender Begriff, zugegeben. Wirklich reich wird man vermutlich nicht. Wer etwa im Süden Deutschlands oder in Ballungszentren arbeitet, kann mit mehr rechnen als im ländlichen Raum. Und trotzdem: Der Unterschied zwischen Kette und kleiner Familienakustik ist nicht zu unterschätzen. Einstiege liegen öfter im Bereich von 2.200 € bis 2.800 € brutto, Meistertitel oder Spezialisierung bringen Zuschläge. Wer sein eigenes Geschäft wagt, kann – mit Geschick, ein wenig Glück und betriebswirtschaftlicher Härte – auch mal ganz andere Summen sehen. Aber: Unsicherheit ist dabei inklusive. Was viele nicht hören wollen (kein Wortspiel beabsichtigt): Im Akustikerhandwerk gibt es Aufstiegschancen, aber die verlaufen selten linear. Werkstattleitung, Filialleitung, eventuell ein eigener Betrieb – alles drin, aber kein Selbstläufer.
Stichwort Arbeitsmarkt. Die Branche schreit nach Nachwuchs – jedenfalls, wenn man den Kammern und Innungen glaubt. Tatsächlich gibt’s Regionen, in denen man sich die Stellen fast aussuchen kann. Besonders im ländlichen Raum sind gute Leute gefragt – aber wo sind sie? Man kommt manchmal ins Grübeln: Fehlt es an Attraktivität? Oder an dem Bewusstsein, dass hier Technik und Sinn zusammenfinden? Und dann ist da die Digitalisierung: Moderne Hörsysteme reagieren auf Spracheingaben, erkennen Umgebungsgeräusche, lassen sich mit dem Smartphone synchronisieren. Wer sich ratlos fühlt, ist in guter Gesellschaft. Die Weiterbildungen reichen von Anpassungsprofis über Tinnitus-Coaches bis hin zum Hörakustikmeister. Wer sich spezialisiert, findet Nischen – und erstaunlich kreative Möglichkeiten, seinen Platz zu behaupten.
Das Klischee vom klassischen „Ladengeschäft 9 bis 18 Uhr“ stimmt nur halb. Ja, geregelte Arbeitszeiten gibt‘s meist wirklich – aber wehe, die Siemens-Technik will gerade freitags mittags nicht so, wie sie soll, oder Oma Meier hat ohne Termin ein Ersatzgerät nötig. Sprich: Flexibilität wird erwartet, Hektik gehört dazu, aber kein 24/7-Sklavendienst. Privatleben? In aller Regel machbar, solange’s nicht mit der Weihnachtszeit kollidiert, in der alle Ersatzteile gefühlt gleichzeitig eintreffen. Kleine Notiz an alle Bewerberinnen und Aspiranten: Wer ein abwechslungsreiches Bewerbungsgespräch erwartet, wird weder begeistert noch enttäuscht – am Ende zählen Auftreten und der Wille, sich ins Dickicht aus Empathie, Technik und Bürokratie zu werfen.
Manchmal frage ich mich, ob die Gesellschaft schon verstanden hat, wie entscheidend Hören für das Zugehörigkeitsgefühl ist. Als Akustiker/in ist man – mit Fortune, mit Frustration und manchmal auch schlicht mit Glück – Bindeglied zwischen Unhörbarem und Alltagsleben. Wer neugierig bleibt, die Mischung aus Nähe und Technik nicht scheut und kleine Rückschläge als Würze des Jobs akzeptiert, findet hier eine Bühne, die (fast) niemand sieht, aber deren Echo lange nachhallt. Meine Empfehlung? Wer keine Angst vor leisen Tönen und lauten Geschichten hat, der sollte es einfach versuchen. Der Rest findet sich – wie so oft im richtigen Leben – meist auf dem zweiten Blick.
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